Die Germanen

Geschichte und Herkunft
Herkunft der Germanen
Germanische Geschichte
Gischichte der Auseinandersetzungen mit den Römern
Germanisches Leben
Siedlungen und Wirtschaft der Germanen
Religion der Germanen
Germanische Stämme
Übersicht der germanischen Stämme

Herkunft der Germanen

Germanen ist die Bezeichnung für eine zur indogermanischen Sprachfamilie gehörende Volksgruppe. Sie stammen ursprünglich wahrscheinlich aus Skandinavien, Dänemark und Norddeutschland. Die Vorfahren der Germanen können nach frühesten historischen Überlieferungen bis in Mitte des 1.Jahrtausend v.Chr. zur Jastorf-Kultur (nordgermanische Ebene zwischen Elbe und Oder) sowie zur Harpstedt-Kultur in Nordwestdeutschland und Holland zurückverfolgt werden. Später gelangten sie durch die Verdrängung der Kelten bis an die Alpen, ja wurden sogar zu den Erben des untergegangenen Weströmischen Reiches. Die Gesamtzahl der Germanen wird auf etwa 4-7 Mill. geschätzt. Nach Tacitus und Plinius gab es drei germanische Stammesgruppen, an der Küste die Ingaevonen (Ingwäonen), in der Mitte die Herminonen und im übrigen Gebiet die Istaevonen (Istwäonen). Die Kenntnis der Nachwelt von den Germanen stammt fast ausschließlich aus den Werken römischer Autoren (Cäsar, Tacitus, Plinius der Ältere).


Tacitus schreibt z.B. über die Germanen:

"Die Germanen möchte ich für ein Urvolk halten, nicht im mindesten durch die Einwanderung oder Ansiedlung anderer Völker vermischt. Daher findet man bei allen auch denselben Körperbau: feurige blaue Augen, rötliches Haar große Gestalten. Doch sind sie nur zum Anstürmen tüchtig, in Arbeit und Mühsal wenig ausdauernd, ganz unfähig, Durst und Hitze zu ertragen. An Kälte und Hunger sind sie durch das Klima und den Boden gewöhnt. Dass die Völker Germaniens keine Städte bewohnen, ist hinreichend bekannt. Abgesondert siedeln sie sich an, wo ihnen gerade eine Quelle, eine Flur oder ein Gehölz gefallen hat. Dörfer legen sie nicht nach unserer Weise in zusammenhängenden und aneinanderstoßenden Häuserreihen an; jeder umgibt seine Behausung mit einem Hofraum, sei es zum Schutz gegen Feuersbrunst, sei es aus Unkenntnis der Baukunst. Nicht einmal Bruchsteine oder Ziegel sind bei ihnen im Gebrauch; sie benutzen zu allem ein unscheinbares Baumaterial, das keinen erfreulichen Anblick bietet (Fachwerk). Einige Flächen übertünchen sie dagegen sorgsamer mit einer so reinen und glänzenden Erde, dass es wie Malerei und Farbenzeichnung aussieht."



Germanische Geschichte

ca. 2000 v.Chr. Einwanderung der Indogermanen nach Mitteleuropa. Aus der Vermischung dieser mit der ansässigen Urbevölkerung sowie durch separate Entwicklungen aufgrund räumlicher Isolation entwickeln sich in der Folge verschiedene indogermanische Volks- und Sprachgruppen, wie z.B. die Kelten, Germanen, Griechen und die Italiker.
 
  Mögliche Migrationswege und Urheimat der Indogermanen anhand derTrennmengenmethode (Separation level recovery method, SLRD) ermittelt. (Quelle: Hans J. Holm)
2000 - 1400 v.Chr. Kriegerische Auseinandersetzung zwischen den in Nordeuropa ansässigen Megalithkulturen und den Indogermanen. Diese endeten schließlich in der Verschmelzung beider Gruppen, deren Produkt die frühen Germanen waren. Der Verschmelzungsprozess kann ungefähr um 1400 v.Chr. als abgeschlossen betrachtet werden, so dass sich im südlichen Teil Skandinaviens einschließlich Dänemarks sowie im anschließenden norddeutschen Gebiet ein zusammenhängender germanischer Kulturkreis bildete.
ab 1400 - 450 v.Chr. Die Stammesgruppen des frühgermanischen Kulturkreis in Norden breiten sich bis etwa 450 v.Chr. nach Süden bis an die deutsche Mittelgebirgsschwelle, nach Westen bis in die nördlichen Niederlande sowie nach Osten bis zur unteren Weichsel aus.
um 325 v.Chr. Erste historische Berichte über die Stämme im Norden durch den griechischen Gelehrten Pytheas von Massalia, der bis an die Küsten Jütlands und Südwestnorwegens gelangte.
230 - 200 v.Chr. Die indogermanischen Bastarnen und Skiren wandern nach Südosten und dringen bis an die Schwarzmeerküste vor. Der griechische Geschichtsschreiber Polybios berichtet von Kämpfen der Bastarnen und Skiren gegen die Römer. Die Vandalen wandern von Jütland bis an die Oder und die Langobarden dringen bis zur unteren Elbe vor.
ab 200 v.Chr. Die Rugier ziehen aus Nordjütland bis an die Weichselmündung und an die pommersche Küste. Die Burgunder treten von der Insel Bornholm kommend verstärkt im Küstengebiet der Oder auf.
um 120 v.Chr. Entweder infolge einer vermuteten Sturmflut in Nordwestjütland und auf den Nordfriesischen Inseln und/oder durch die Auszehrung der heimischen Böden sahen sich die Kimbern, Teutonen und Ambronen zum Auszug aus ihren angestammten Gebieten gezwungen und drangen während ihrer jahrelangen Wanderungen auch weit in keltisches und römisches Gebiet vor.
113 - 101 v.Chr. Anfangs siegreiche Kämpfe gegen Rom, die aber letztlich mit der vollständigen Vernichtung und Versklavung der Stämme der Kimbern, Teutonen und Ambronen endeten.
um 100 v.Chr. Entstehung der ältesten germanischen Runen. Die Germanen verdrängen die Kelten endgültig von Mitteleuropa nach Südwesten. Die verbleibenden Kelten gehen in den Germanen auf.
um 80 v.Chr. Der griechische Geschichtsschreiber Poseidonios von Apameia berichtet über einen kleinen Stamm am Rhein, der wilder sei als die Kelten. Er bezeichnet sie als "germanoi" und verwendet damit als erster antike Autor diesen Begriff.
um 72 v.Chr. Der erste "germanische König" Ariovist überschreitet mit einer großer Zahl von Anhängern den Rhein und läßt sich im heutigen Elsass nieder. Er greift mit suebischen und anderen Stämmen in die keltischen Auseinandersetzungen zwischen Sequanern und Haeduern ein.
61 v.Chr. Ariovist errichtet mitten im Siedlungsgebiet der Haeduer ein schwer befestigtes Lager und übersteht die Belagerung der mehrfach überlegenen Haduer. Als die Haeduar ihr Heer nicht mehr ernähren konnten und sich Auflösungserscheinungen zeigten, griffen Ariovists Germanen in einem gewaltigen Blitzangriff an und zerschlugen die zum Abmarsch in die Siedlungsgebiete bereiten Haeduer. Das wichtigste aber war die erfüllte Landforderung für Ariovists Sweben, die im fruchbaren Elsaß bleiben wollten. Sehr zum Verdruß der Sequaner, die es lieber gesehen hätten, wenn Ariovist mit seinen Sweben, wieder auf das rechtsrheinische Ufer verschwunden wäre. Im Raum um Straßburg, Speyer und Worms siedelten sich danach die Germanen unter Ariovists an, wobei es nicht nur Sueben waren. 120.000 Germanen lebten schließlich dort. Ariovist sah sich gezwungen, neue Ländereien von den Haeduern zu fordern. So errichtete er ein Fürstentum im Elsaß, welches weit nach Lothringen hineinreichte. Der germanische Fürst unterhält gute Beziehungen zu den Römern, der römische Senat verlieh Ariovist sogar den Titel eines rex und amicus populi Romani (wahrscheinlich gegen den Willen Caesars, der Ariovist eher für einen Feind Roms hielt).
58 - 51/50 v.Chr. Gallischer Krieg des Caesar
  58 - Die durch Ariovist bedrängten Gallier überzeugen Caesar gegen Ariovist zu ziehen. Schließlich siegt Caesars bei Mühlhausen im Elsass über Ariovists Suebenheer. In der Folge wird der Rhein wird zur neuen Reichsgrenze.
  Winter 58/57 - Der germanische Stamm der Nervier beteiligt an einer mächtigen antirömischen Koalition gegen Caesar bestehend aus zahlreichen anderen belgischen Völkerschaften unter der Führung des Suessionenkönigs Galba.
  57 - Der germanische Stamm der Nervier wird von Caesars Truppen vernichtend geschlagen.
  55 - Caesar hatte zu Beginn des Jahre 55 eine Heerfahrt nach Britannien geplant, allerdings dringen die Usipeten und Tenkterer über den Rhein nach Nordostgallien vor. Mit seinen Truppen zieht Caesar zur Rheinmündung, die erst kürzlich etablierte Rheingrenze wollte er unter allen Umständen halten. Die nachfolgende Schlacht endete in einem Massaker an zehntausenden Germanen, wo weder Frauen noch Kinder verschont wurden. Reste von fliehenden Germanen wurden in den Rhein gehetzt, wo sie ertranken. Um den Germanen zu zeigen, dass sie auch in ihrer rechtsrheinischen Heimat nicht sicher vor ihm waren, ließ er im Neuwieder Becken eine Brücke über den Rhein schlagen, erbaut aus Holz in nur zehn Tagen, etwa zehn Meter breit und vierhundert Meter lang. Die Ubier baten Caesar um Schutz vor den vordrängende Sueben, denen sie tributpflichtig waren und wurden so zu Freunden Roms ernannt.
  Winter 54/53 - Erneuter Aufstand der belgischen Völkerschaften unter großer Beteiligung der Nervier.
  53 - Erneuter Brückenbau und zweiter Rheinübergang bei Neuwied. Die Germanen sollten dadurch davon abgeschreckt werden, den aufständischen Stämmen in Gallien zur Hilfe zu kommen. Endgültige Niederwerfung der Nervier durch Caesar, der sie -wohl auch wegen ihrer germanischen Abstammung- als den kriegerischsten Stamm unter den Belgern bezeichnete. Nach ihrer blutigen Unterwerfung öffneten sie sich schnell römischen Einflüssen und ihre Hauptstadt Bagacum entwickelte sich schnell zu einem Verkehrsknotenpunkt und regionalen Handelszentrum.
  52/51 - Der Rhein wird von Caesar zur Grenze gegen die Germanen erklärt.
  50 - In den "Commentarii de bello Gallico" berichtet Caesar auch von den Völkern rechts des Rhein und gibt ihnen den Namen "Germanen".
38 - 19 v.Chr. Umsiedlung der Ubier ins Oppidum Ubiorum - Im Zuge des immer stärkeren Expansionsdruckes der Sueben wurden die Ubier immer weiter nach Westen an das Ostufer des Rheines gedrängt. Nach dem Aufstand der Trever unterwarfen sie sich ganz Rom. Der gallische Statthalter Marcus Vipsanius Agrippa begann den Stamm der Ubier links des Rheins anzusiedeln, den Chatten wurde ein Gebiet nördlich des Mains zugewiesen. Eine planmäßige Umsiedlung der Ubier fand wahrscheinlich erst nach Agrippas zweitem Aufenthalt als Statthalter im Jahre 19 v.Chr. statt. Ein Vertrag sicherte den Ubiern nun den Status von Bundesgenossen der Römer zu. Die bekanntesten Städte, die auf Siedlungen der Ubier zurückgehen, sind Novaesium (Neuss), Bonna (Bonn) und Oppidum Ubiorum, die spätere "Colonia Claudia Ara Agrippinensium" (Köln). Hier stand auch der Ara Ubiorum (Altar der Ubier). Er wurde von den Römern im Jahre 9 v.Chr. errichtet und sollte den Ubiern und später auch anderen germanischen Stämmen als Heiligtum dienen. Köln war in den Planungen von Kaiser Augustus wohl als Hauptstadt einer neuen geplanten Provinz Germania Magna bis zur Elbe vorgesehen.
25 v.Chr. In Gallien eingedrungene Germanen werden von dem römischen Statthalter Vinicius über den Rhein zurückgeschlagen.
17/16 v.Chr. Niederlage römischer Truppen unter dem Legaten Marcus Lollius gegen Sugambrer, Usipeten und Tenkterer.
15 - 13 v.Chr. Kaiser Augustus begibt sich für 3 Jahre nach Gallien und beginnt mit der militärischen Sicherung des Rhein durch römische Legionen und den Vorbereitungen zur Eroberung Germaniens.
12 v.Chr. - 17 n.Chr. 30 Jahre Krieg Roms gegen Germanien
  12 - 9 v.Chr. - Mehrere siegreiche römische Feldzüge unter Drusus bis an die Elbe. Beginnende Erschließung Germaniens durch Militärlager. Im Jahre 9 v.Chr. stirbt Drusus auf dem Rückweg zum Rhein und Tiberius folgt ihm nach.
  8 - 6 v.Chr. - Siegreiche römische Feldzüge unter Tiberius bis an die Elbe.
  Um die Zeitenwende - Das in Form eines Königreich organisierte Markomannenreich des Marbod in Böhmen wird zunehmend zu einem erstzunehmenden Machtfaktor für die Römer. Um 5 n.Chr. befindet es sich auf dem Höhepunkt der Macht und erstreckt sich von seinem Kernland in Böhmen und Mähren bis an die Ostsee.
  4 - 6 n.Chr. - Weitere siegreiche Feldzüge des Tiberius in Germanien. Zunehmende militärische und beginnende zivile Erschließung der eroberten Gebiete. Germanien ist auf dem Weg zu einer tributpflichtigen römischen Provinz. Im Inneren Germaniens entstehen erste Städte, wovon heute noch die Grabungen von Waldgirmes oder das Westwerk in Corvey zeugen.
  6 - Beginn der Statthalterschaft des Varus in Germanien. Der bereits angefangene römische Feldzug gegen die Markomannen musste aufgrund von schweren Unruhen in Pannonien und Dalmatien abgebrochen werden. Sofort rückte Tiberius mit seinen Legionen wieder ab und schloss mit Marbod einen Friedensvertrag.
9 - Verheerende Niederlage des Varus gegen die Cherusker unter Führung des Arminius und die mit verbündeten Stämme.
  10 - 16 - Vergeltungszüge des Tiberius und Germanicus gegen die Germanen unter Arminius, die aber nicht den gewünschten Erfolg brachten.
  16 - Abzug des Germanicus aus Germanien und Triumphzug in Rom.
17 Innergermanische Kämpfe brechen nach dem Rückzug der Römer aus, unter anderem zwischen Arminius und Marbod.
21 Ermordung des Arminius durch Verwandte.
28 Aufstand der Friesen wegen der hohen Steuern, in dessen Folge auch das rechtsrheinische Friesland aufgegeben wird.
37 - 41 "Schaufeldzüge" des Caligula in Germanien und Britannien.
50 Einfall der Chatten in Gallien. Die Ubiersiedlung am Rhein wird römische Kolonie (Colonia Claudia Ara Agrippinensium - CCAA, das heutige Köln)
69 - 71 Aufstand der Bataver unter Julius Civilis. Die Aufständischen brennen Legionslager nieder und rufen ein eigenes Reich aus. Erst nach mehr als einem Jahr gelingt die Niederschlagung durch die Römer.
70 Wiederaufnahme der römischen Expansion im südlichen Teil des freien Germanien. Römische Legionäre besetzen erstes Land zwischen Rhein und Donau.
77 Gaius Plinius Secundus der Ältere beschreibt die Geographie Nord- und Osteuropas und überliefert eine Übersicht über die Stämme Germaniens.
83 Feldzug des Kaiser Domitian gegen die Chatten. Die Römer können noch mehr linksrheinisches Gebiet erobern. In der Folge wird mit dem Bau des Limes begonnen.
um 90 Gründung der Provinzen Germania inferior und Germania superior.
98 Publius Cornelius Tacitus schreibt die "Germania" und berichtet ausführlich über die Völker zwischen Rhein und Weichsel sowie an Nord- und Ostsee und beschreibt ihre Lebensweise, ihre Sitten und Gebräuche.
um 130 Kaiser Hadrian läßt den Obergermanisch-Raetischen Limes durch eine zusätzliche hölzerne Palisadenwand verstärken.
um 160 Die älteste erhaltene Runeninschrift entsteht, ein Krieger ritzt seinen Namen in einen Kamm (gefunden im einem Moor auf der dänischen Insel Fünen.
166 - 180 Langwieriger Krieg des Kaiser Marc Aurel gegen die Markomannen und andere Stämme nördlich der Donau, nachdem diese anfänglich in die Donauprovinzen und Norditalien eingefallen waren. Das Relief auf der Säule des Kaiser in Rom zeugt von diesem Krieg und ist damit eines der wichtigsten Bildzeugnisse über die Germanen.
 
um 170 Die inzwischen baufälligen Holztürme des Limes werden nach und nach durch Steintürme ersetzt.
um 200 Die Goten wandern unter dem beginnenden Druck der nach Westen vordringenden Hunnen nach Russland und in die Ukraine bis an die Schwarzmeerküsten ein. Verstärkung des Obergermanisch-Raetischen Limes und Stammesneubildungen der Alamannen und Franken.
213 Sieg des Kaiser Caracalla am Main gegen die Germanen (wahrscheinlich die Alamannen).
232/233 Germanische Einfälle in die Provinzen Raetia und Germania Superior. Kaiser Severus Alexander kann sie zwar vorerst zurückschlagen, aber ab diesem Zeitpunkt gibt es immer wieder Überfälle von germanischen Stämmen.
235 - 238 Maximus Thrax führt einen Feldzug tief hinein (ca.450 - 600 km hinter dem Limes) nach Germania Magna. In diesen Kontext fällt wohl auch die Schlacht am Harzhorn im Landkreis Northeim (Niedersachsen).
 
  Ausgrabungen auf dem antiken Schlachfeld
ab 238 Die Goten erobern die römische Stadt Histria am Schwarzen Meer und kommen erstmals bis an die untere Donau. Damit beginnt eine jahrzehntelange Phase der von germanischen Invasionen und Beutezügen im südöstlichen Europa. Die Vandalen durchziehen das Kapartenbecken, die Gepiden ziehen durch die Provinz Dacia sowie die Heruler durch Kleinasien und Griechenland. Die Goten verheeren die Balkanprovinzen und vernichten 251 ein großes römisches Heer, wobei der Kaiser Decius fällt.
257/258 Erste Vorstöße der Franken ins Reich.
259 - 260 Dem römischen Kaiser Gallienus gelingt es noch mehrmals (259 bei Mailand und 260 bei Augsburg) die Alamannen zu besiegen.
ab 259 Die Franken und Alamannen überrennen endgültig den Limes. Die Alamannen lassen sich im Gebiet nördlich und östlich des Rheins in Süddeutschland (dem ehemaligen Dekumatland) nieder, das daraufhin von den Römer Alamannia genannt wird. Aufgabe des obergermanisch-rätischen Limes durch die Römer, neue Grenzlinie ist wieder der Rhein.
268 Einfall der Alamannen nach Italien und Gallien unter dem König Chrocus. Erste Erwähnung der Sachsen.
270 Die Vandalen fallen in Pannonien ein. Die Goten greifen auf dem Balkan die Donaugrenze an, nachdem die Römer die Provinz Dakien aufgeben mussten. Kaiser Aurelian läßt daraufhin Rom mit einer Mauer umgeben.
271 Kaiser Aurelius besiegt die Goten in deren Gebiet.
275 Die Franken plündern linksrheinische Städte und stoßen bis nach Gallien vor. Im Jahr darauf treibt Kaiser Probus die germanischen Plünderer zurück über den Rhein. Die Römer beginnen zum Schutz der linksrheinischen Provinzen auf der rechten Rheinseite mit der Errichtung zahlreicher Kastelle, die mit regulären Truppen besetzt sind.
278 Die Burgunden ziehen plündernd durch Raetien.
um 290 Die Goten teilen sich in die Stämme der West- und Ostgoten.
298 Mehrfache Niederlagen der Alamannen gegen den römischen Kaiser Constantius I. bei Langres und bei Vindonissa.
332 Die Westgoten erhalten einen römischen Föderatenvertrag.
um 350 Der gotische Bischof Wulfila übersetzt die Bibel in das Gotische. Neben den Westgoten, die geschlossen zum Christentum übertreten, werden auch die Ostgoten, Vandalen, Langobarden und Burgunden als Folge seiner Tätigkeit christianisiert. Das Christentum beginnt sich allmählich unter weiteren germanischen Wandervölkern in seiner arianischen Form durchzusetzen.
Im Norden Germaniens finden eine große Schlacht zwischen germanischen Stämmen statt. Die siegreichen Germanen versenken nach dem Sieg zum Dank an die Götter zahlreiche erbeutete Waffen sowie ein 23 Meter langes hochseetüchtiges Ruderboot im Moor von Nydam in Jütland, in dem zuvor schon öfter Opfergaben versenkt wurden.
351 Die verlustreiche Schlacht bei Mursa zwischen den römischen Armeen unter dem Kaiser Constantius II. und dem Usurpators Magnus Magnentius nutzen die Franken und Alamannen zu einem gemeinsamen Durchbruch der Rheingrenze.
357 Die Alamannen besetzen römische Städte wie Speyer, Mainz und Koblenz. Kaiser Julian Apostata schlägt sie aber in der Schlacht von Argentoratum (Straßburg) und kann damit die Rheingrenze wieder sichern.
365 - 368 Während der Regierungszeit Kaiser Valentinians I. gelingt es den Alamannen zweimal ins Reichsgebiet einzudringen und unter anderem Mogontiacum (Mainz) zu plündern.
369 Vergeltungsfeldzug des Kaiser Valentinian I. gegen die Alamannen.
374 Die Alamannen schließen unter König Makrian einen dauerhaften Frieden mit Valentinian I.
375 Beginn der Zeit der großen Völkerwanderungen (bis 568) - Die Hunnen unterwerfen das Reich der Ostgoten. Damit beginnt die Zeit der Völkerwanderungen, die die Landkarte Europas neu ordnen sollten und bis in die heutige Zeit wirken.
376 Kaiser Valens erlaubt den Westgoten unter ihrem Anführer Fritigern das Überschreiten der Donau sowie eine Ansiedlung in Teilen Thrakiens. Erbost über die Korruption unter der dortigen römischen Provinzverwaltung und von den daraus resultierenden Hungersnöten geplagt erheben sich die Westgoten gegen die römischen Herrschaft und zeihen plündernd durch die Balkanprovinzen.
378 Der oströmische Kaiser Valens fällt in der Schlacht gegen die Westgoten bei Adrianopel. Der weströmische Kaiser Gratian führt einen Feldzug gegen die Alamannen, der als letzter Vorstoß römischer Truppen über die Rheingrenze gilt.
382 Vertragliche Einigung zwischen den Westgoten und dem oströmischen Kaiser Theodosius I.
383 Einfall der Alamannen in Raetien.
391 Erste westgotische Verbände ziehen aufgrund des immer stärkeren hunnischen Drucks plündernd nach Süden.
394 Die Hunnen überschreiten die Donau mit großen Verbänden. Daraufhin verlassen die Westgoten endgültig ihre Wohnsitze und ziehen unter Alarich I. plündernd über Balkan und Peloponnes.
397 Nachdem die Westgoten von dem weströmischen Feldherrn Stilicho geschlagen wurden, erhielten sie einen neuen Föderatenvertrag und wurden in Makedonien angesiedelt.
396/398 Stilicho kann noch einmal die Föderatenverträge mit den Alamannen erneuern.
401 Abzug der römischen Truppen unter Stilicho vom Donau-Iller-Rhein-Limes zur Verteidigung Italiens gegen die erneut anrückenden Westgoten.
406 Die Stammesgruppen der Vandalen, Alanen und Sueben überqueren den Rhein und ziehen durch Gallien nach Spanien.
410 Die Westgoten unter Alarich I. erobern Rom und plündern es drei Tage lang. Wegen der prekären Versorgungslage versuchte Alarich vergeblich nach Nordafrika zu gelangen. Auf dem Rückzug nach Norditalien stirb er. Sein Nachfolger Athaulf führte die Westgoten nach Gallien.
413 - 436 Burgundenreich bei Worms wird gegründet.
418 - 507 Das Tolosanische Reich der Westgoten wird gegründet. Die Westgoten werden zu Vertragspartnern Westroms und übernehmen die Verwaltung des heutigen Südwestfrankreich.
429 Rund 80.000 Vandalen und Alanen setzen bei Gibraltar nach Nordafrika über.
430 Römische Truppen unter Aetius wehren die Alamannen in Raetien ab.
435 Der weströmische Kaiser Valentinian III. überläßt dem Vandalenkönig Geiserich einen Teil der eroberten nordafrikanischen Gebiete. Kurz darauf muss er auch dessen Königsherrschaft anerkennen. Die Burgunder fallen unter ihrem König Gundahar in die römische Provinz Belgica I ein, werden aber vom römischen Herrmeister Flavius Aëtius zurückgeschlagen. Ein Jahr später besiegen die Römer durch Unterstützung hunnischer Hilfstruppen die Germanen bei Worms, wobei 20.000 burgundische Krieger ihr Leben lassen. Aëtius siedelt daraufhin einen Grossteil der Überlebenden in Gallien an. Sie lassen sich zwischen dem Genfer See und der Rhône nieder. Diese Ereignisse bilden wahrscheinlich den historischen Kern des späteren Nibelungenlieds, das vom Untergang der Burgunder am Hof des Hunnenkönigs Etzel berichtet.
443 - 534 Burgundenreiche am Genfer See und an der Rhône entstehen.
um 450 Beginnende Eroberung Englands durch die Stämme der Angeln, Sachsen und Jüten. Sie verdrängen die keltischen Briten nach Wales (Entstehung der Artussage), Irland, Schottland und in die Bretagne. Sie verbreiten die germanische Sprache auf der Insel und legen so den Grundstein für die Entstehung der späteren englischen Sprache.
 
  Darstellung angel-sächsischer Krieger
451 Ende des hunnischen Reiches - Römisch-germanische Truppen unter dem Heerführer Aëtius siegen in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern gegen ein hunnisch-germanisches Herr unter Attila. Die Ostgoten hatten dabei ein letztes Mal auf Seiten der Hunnen kämpfen müssen. Sie gewannen durch deren Niederlage ihre Unabhängigkeit zurück. Während sich die Reste der geschlagenen hunnischen Scharen in den Osten zurückzogen, erhielten die Ostgoten einen Föderatenvertrag mit den Römern und wurden in Pannonien angesiedelt. Der Sohn des Ostgotenkönigs Thiudimir, Theoderich, kam als Geisel an den Hof in Konstantinopel. In Ungarn werden die Hunnen vom Germanenstamm der Gepiden besiegt. Ihre Reste ziehen sich nach Asien zurück.
455 Die Vandalen unter ihrem König Geiserich setzen mit einer starken Flotte nach Italien über und plündern Rom. Bei den Alamannen setzt ab dieser Zeit eine Expansion nach Gallien und Noricum ein.
457 Römische Truppen unter Majorian können ein letztes Mal alamannische Einfälle nach Raetien und Italien abwehren.
476 Der letzte weströmische Kaiser Romulus Augustulus wird ermordet. Der Germane Odoakar als Mitglied der kaiserlichen Leibgarde wird von den zum größten Teil aus Germanen bestehenden Truppen zum Kaiser ausgerufen. Er unterstellt sich formal dem oströmischen Kaiser, regiert aber faktisch als König in Italien.
482 - 511 Der Merowingerkönig Chlodwig I. begründet die Herrschaft der gleichnamigen Dynastie über den Stamm der Franken.
486 Der Frankenherrscher Chlodwig besiegt mit Syagrius bei Soissons den letzten römischen Herrscher in Gallien.
488 Der oströmische Kaiser Zenon beauftragt den jungen Ostgoten Theoderich mit einem Feldzug gegen den Skiren Odoaker in Italien.


493 - 526 Ermordung Odoakers durch den Ostgoten Theoderich und Einnahme von Ravenna. Theoderich wird 497 zum Stellvertreter der oströmischen Kaiser in Italien ernannt und regierte das Reich bis zu seinem Tod im Jahre 526. Die römische Kultur der Spätantike erlebte unter Theoderich dem Großen eine bemerkenswerte Nachblüte.
496 - 507 In dieser Zeit kam es zur entscheidenden Niederlage der Alamannen bei Zülpich gegen den fränkischen König Chlodwig I.
um 500 Errichtung einer weiträumigen Frankenherrschaft in Gallien.
506 Endgültiger Sieg der Franken über die Alamannen, die daraufhin ihre Eigenständigkeit verlieren.
507 - 511 Sieg der Franken unter Chlodwig I. in der Schlacht von Vouille gegen die Westgoten unter Alarich II., der dabei getötet wird. Daraufhin greift der Ostgote Theoderich in den Konflikt ein und wird nach innergotischen Auseinandersetzungen 511 auch zum Herrscher der Westgoten.
508 Anerkennung Chlodwigs durch Ostrom, Paris wird Metropole.
511 Nach dem Tod Chlodwigs I. wurde das Reich unter seinen vier Söhnen aufgeteilt.
526 - 534 Tod Theoderich des Großen. Als Vormund des nur 10-jährigen Nachfolgers Athalarich regierte danach Theoderichs Tochter Amalasuntha. Der Ostgote Theodahad (Vetter von Amalasuntha) entmachtete diese. Darauf hin griff Ostrom unter Kaiser Justinian I. in die Auseinandersetzungen ein.
 
  Grabmal des Theoderich in Ravenna
531/532 Die Franken unterwerfen das Thüringerreich an der Unstrut.
534 Ostrom erobert und vernichtet das Vandalenreich in Nordafrika. Die Franken erobern zur selben Zeit das Burgunderreich an der Rhône.
535 - 555 Rückeroberung Italiens durch Ostrom - Der oströmische Feldherr Belisar landet in Sizilien und stößt rasch bis nach Rom vor. Die rebellierenden Ostgoten stürzten Theodahat und erhoben 536 Witichis zum König, der Belisar bis 540 standhalten konnte. Im Mai 540 marschierte Belisar in Ravenna ein und nahm den Gotenkönig gefangen. Daraufhin erhoben die Reste des Gotenheeres Totila 541 zum König. Innerhalb kurzer Zeit konnte er größere Teile Italiens zurückzuerobern. In den folgenden zehn Jahren wurde Italien durch den Krieg so gründlich verwüstet, dass dies das Ende der spätantiken Kultur Italiens bedeutete. Der erneut entsandte Belisar konnte aufgrund zu geringer Truppenstärke keine Entscheidung herbeiführen und wurde schließlich wieder abberufen. Erst im Jahre 552 konnte eine neue oströmische Italienarmee unter dem Heerführer Narses die Truppen des Totila in der Schlacht von Busta Gallorum schlagen. Die Schlacht endete mit dem Tod des ostgotischen Herrscher Totilas, dessen Nachfolge Teja antritt. Im Oktober 552 wurden die Ostgoten erneut von Narses in der Schlacht am Milchberg südlich von Neapel geschlagen und auch der letzte König Teja fiel. Große Teile der Ostgoten unterwarfen sich daraufhin den kaiserlichen Truppen. Andere schlossen sich den Franken und Langobarden an. Im Jahre 555 ergab sich endgültig die letzte gotische Einheit nördlich von Salerno. Damit endete die Existenz dieses germanischen Stammes.
568 Unter ihrem König Alboin ziehen rund 100.000 Langobarden aus dem Kapartenbecken nach Italien. Sie erobern von Ostrom etwa die Hälfte der Apenninen-Halbinsel und gründen ein eigenes Reich mit der Hauptstadt Pavia. Diese Eroberung Norditaliens durch die Langobarden bedeutet das Ende der Zeit der großen Völkerwanderungen.
613 Familienkämpfe bei den Merowingern enden mit der Ermordung Brunichilds durch Chlothar II. Diese Geschehnisse bilden die Grundlage für die spätere Nibelungensage. Dies ist auch der Beginn des Weg zur Macht im Frankenreich für den austrischen Hausmeier Pippin dem Älteren.
629 Tod des merowingischen Frankenkönig Chlothar II. Die Macht geht an seinen Sohn Dagobert I. über.
639 Tod des Frankenkönig Dagobert I. und faktische Machtübernahme durch den austrischen Hausmeier Pippin dem Älteren. Beginn des Aufstiegs der austrischen Hausmeier im Frankenreich, der sogenannten Pippiniden.
687 In der Schlacht von Tertry besiegt Pippin der Mittlere, Hausmeier Austrasiens, den Merowingerkönig Theuderich III. und dessen neustrischen Hausmeier. Dadurch wird Pippin der Mittlere zum Hausmeier des gesamten fränkischen Reiches.
711 Beendigung der Herrschaft der Westgoten in Spanien durch die Araber.
714 - 741 Herrschaft des Karl Martell über das Frankenreich.
743 Die beiden Hausmeier Karlmann und Pippin setzen den Merowinger Childerich III. als König ein, behalten aber faktisch die Macht, jetzt allerdings mit königlicher Legitimierung.
746 Niederlage der Alamannen gegen die Franken und Ende ihres bis dahin unabhängigen Herzogtums.
751 Absetzung von Childerich III. durch Pippin, der die fränkische Königswürde annimmt. Das ist der Beginn der fränkischen Karolingerzeit.
754 Der bedeutendste germanische Missionar Bonifatius wird auf seiner Missionarsreise in das Land der Friesen erschlagen. Er hatte zuvor die Chatten (späteren Hessen) zum Christentum bekehrt.
768 - 814 Herrschaft Karl des Großen, Sohn des Hausmeiers Pippin.
772 Karl der Große beginnt den Krieg gegen die Sachsen, die ihm aber hartnäckig Widerstand leisten.
774 Karl der Große erobert Pavia und lässt sich zum König der Langobarden krönen. Deren Territorien werden dem Frankenreich zugeschlagen.
785 Als letzter noch nicht bekehrter germanischer König unterwirft sich der Sachse Widukind nach langem verlustreichem Widerstand dem Frankenkönig Karl dem Großen und wird getauft.
793 Mit dem Überfall auf das Kloster Lindisfarne an der englischen Ostküste beginnt die Zeit der Wikinger.
800 Karl der Große wird in Rom von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt und übernimmt damit als Germane die Nachfolge der römischen Imperatoren. Unter ihm erreicht das Frankenreich seine größte Ausdehnung und erstreckt sich von den Pyrenäen im Westen bis nach Kärnten im Osten, sowie von Norddeutschland bis Mittelitalien im Süden.
Ende 8./ Anfang 9.Jrh. Beginn der Wikingerzeit - Die Stämme der skandinavischen Waräger ziehen nach Osteuropa und gründen die Reiche von Nowgorod und Kiew.
844 Die Wikinger (Angehörige von kriegerischen, zur See fahrenden germanischen Völkern des Nord- und Ostseeraumes in der so genannten Wikingerzeit) plündern in Spanien.
845 Die Wikinger überfallen Paris und Hamburg.
867 Wikinger nehmen das nordenglische York ein.
ab 870 Die Norweger entdecken Island und besiedeln es.
881/882 Ein großes Wikingerheer zieht plündernd durch das Rheinland.
911 Der Wikinger Rollo wird Herzog der Normandie.
 
  Einflussbereich der Wikinger
um 960 Christianisierung Dänemarks.
um 985 Isländern besiedeln Teile Grönlands.
1000 Isländer entscheiden sich für die Annahme des Christentum.
um 1030 Christianisierung Norwegens.
1066 Ende der Wikingerzeit- Tod des König Harald des Harten in Nordengland.
um 1070 Beginnende Christianisierung in Schweden. Damit endet in Skandinavien das Zeitalter der ursprünglichen heidnischen Germanen endgültig.


Kelten und Germanen

Während der Zeit der La Tene-Kultur (ab 500 v.Chr.) gab es vielfältige Handelskontakte zwischen keltischen und germanischen Stämmen. So entwickelte sich mit der Zeit ein Einfluss der keltischen Welt auf die der Germanen. Besonders keltische Handwerkstechniken fanden eine weite Verbreitung im germanischen Gebiet. Eines der Gebiete mit den meisten Kontakten zwischen Kelten und Germanen war die Region Böhmen und Mähren. Nach und nach verdrängten die germanische Stämme durch ihre Expansion die keltischen Stämme. Konnten die Boier und Skordisker im 2.Jrh.v.Chr. noch die aus Norden kommenden Kimbern nach Westen abwehren, so wurden sie im 1.Jrh.v. Chr. endgültig von den Markomannen nach Westen zur mittleren Donau verdrängt. Die Helvetier aus dem westlichen Alpengebiet mussten im Jahre 58 v.Chr. aufgrund des germanischen Druckes nach Gallien auswandern (diente Cäsar als Vorwand für den Gallischen Krieg). Im Jahre 71 v.Chr. riefen die keltischen Arverner und Sequaner die germanischen Sueben zur Hilfe im Kampf gegen die benachbarten Häduer. Einmal in Gallien blieben die Sueben einfach dort. Die germanische Expansion gegen die westlichen Kelten machte also im 1.Jrh.v.Chr. bedeutende Fortschritte.


Germanen und Römer - Zug der Kimbern und Teutonen

Im 2.Jrh.v.Chr. trafen das germanische und römische bzw. römisch beeinflusste Gebiet das erste Mal aufeinander. Im Jahre 113 v.Chr. fielen die Kimbern in großen Mengen in das an Rom gebundene Königreich Noricum (im heutigen Österreich) ein. Eine römische Armee unter Konsul Gnaeus Papirius Carbo stellte sich ihnen entgegen und wurde vernichtend geschlagen. Die Kimbern zogen danach weiter westwärts zum Oberrhein und nach Gallien.

Verstärkt wurden sie durch die von Norden kommenden Teutonen. Die Schätzungen über die Größe dieser Völkerwanderung gehen weit auseinander, aber von 1 Million Menschen kann man wohl ausgehen. Gemeinsam drangen sie 109 v.Chr. in Südgallien ein und baten den römischen Senat um Zuweisung von Siedlungsland. Diese Bitte wurde ihnen verwehrt. Gleichzeitig wurde eine römische Streitmacht unter dem Konsul Marcus Junius Silanus ausgesendet, um die Kimbern und Teutonen anzugreifen. Die Römer wurden allerdings vernichtend geschlagen. Im Jahre 107 v.Chr. erging es einem Heer unter dem Konsul L.Cassius Longinus ebenso aber die Germanen zogen nicht gegen Italien sondern in das Innere Galliens. Im Jahre 105 v.Chr. kam die Germanenschar auf der Suche nach Land erneut an die Rhone. Wieder wurde ihre Bitte nach Land abgelehnt, worauf sie durch das Rhonetal südwärts bis nach Arausio (Orange) vordrangen. Hier trafen sie auf zwei konsularische Armeen unter Prokonsul Caepio und Konsul Mallius Maximus und besiegten diese erneut, eine der schwersten Niederlagen in der römischen Militärgeschichte überhaupt. Dabei sollen ca. 80.000 römische Legionäre ums Leben gekommen sein. Die Germanen ließen sich aber nicht in Südgallien nieder (die einheimische Bevölkerung stand im Kampf gegen Rom nicht zu den Germanen) sondern die Kimbern zogen westwärts nach Spanien und die Teutonen ins Innere von Gallien.



Da beide Stämme auch dort keine Unterstützung fanden, trafen sie schließlich an der Seine wieder zusammen und wanderten weiter mit dem Ziel Italien. Dabei trennten sich Kimbern und Teutonen erneut, diesmal mit fatalen Folgen. Eine neuaufgestellte römische Armee unter Gaius M. Marius verfolgte die Teutonen vom Iseretal ostwärts und stellte sie nahe Aquae Sextiae (Aix-en-Proivence) 102 v.Chr. zur Schlacht. Dort wurden die Teutonen von den Legionen besiegt und nahezu vollständig vernichtet. Im Jahre 101 v.Chr. wurde schließlich die entscheidende Schlacht zwischen Römern und Kimbern bei Vercellae in der Po-Ebene geschlagen, die Gaius M. Marius erneut für sich entschied. Die Kimbern hatten dabei 200.000 Tote zu beklagen. Die germanische Gefahr war damit abgewendet und die erste Konfrontation zwischen Germanen und Römern zu Ende.

In den 50er Jahren des 1. Jahrhunderts v. Chr. hatte Caius lulius Caesar die gallischen Gebiete vom Atlantik bis zum Rhein erobert. Dieser bildete seither die Grenze des Römischen Reichs gegen die Germanen. Die römischen Besatzungstruppen waren im Inneren Galliens stationiert, die Rheingrenze daher weitgehend ungeschützt. Dies nutzten die jenseits des Rhein siedelnden Germanenstämme immer wieder zu plötzlichen Überfällen in das sich wirtschaftlich entwickelnde gallische Gebiet aus. Allerdings erlaubte es den Römern ihr gut ausgebautes Straßensystem, jeden Punkt der Grenze relativ schnell zu erreichen, um auf plötzliche Überfälle zu reagieren. So hatte bereits Agrippa damit begonnen, eine Nord-Ost-Verbindung von Lugdunum (Lyon) zur Mosel und bis nach Köln sowie eine Nord-West-Route zur Atlantikküste über Autun und Beauvais zu bauen. Eine weitere wichtige Strasse verlief von der Atlantikküste über Bavay nach Köln. Außerdem errichteten die Römer die wichtige Rheinstrasse entlang des Westufers, die in Vindonissa (heute Windisch in der Schweiz) begann und über Straßburg, Mainz, Köln, Xanten und Nijmegen nach Katwijk an der Nordseeküste verlief und damit nicht nur die Alpenregion mit der Nordsee sondern auch alle wichtigen Militärlager am Rhein miteinander verband.


30 Jahre Krieg um Germanien (12 v. - 17 n.Chr.)

Feldzüge von Drusus und Tiberius - Mit dem Sieg über die westlichen Alpenvölker um 25 v.Chr. hatte die Eroberung der Alpenregion durch die Römer begonnen. Wenig später gab es bereits Kastelle bei Basel, Zürich und Oberwinterthur in der heutigen Schweiz sowie Stützpunkte in Xanten, Neuss, Bonn und vielleicht auch schon in Nijmegen. Um 20 v.Chr. begann der Bau einer Fernstrasse von Lyon (Lugdunum) über Trier bis an den Rhein. In den Jahren 17/16 v.Chr. fielen die Sugamber, Usipeter und Tenkterer in die westlich des Rheins gelegenen Gebiete ein und vernichteten die 5.Legion der Rheinarmee unter Marcus Lollius. Daraufhin begab sich Kaiser Augustus für die nächsten drei Jahre (15-13 v.Chr.) nach Gallien, um die Neuorganisation der Provinz voranzutreiben und deren Verteidigung neu zu strukturieren, auch indem er weitere Legionen aus den Provinzen direkt an den Rhein verlegte. Diese wurden zu je zwei Legionen in Standlagern untergebracht. Im Alpenfeldzug 15 v.Chr. stößt Nero Claudius Drusus (ein Stiefsohn des Augustus) von Trient aus nach Norden und Tiberius (Bruder des Drusus) von Gallien aus nach Osten vor. Der Nordrand des Alpenlandes wird römisch.

Im Jahre 12 v.Chr. begann dann die römische Invasion ins germanische Land unter dem Oberbefehl des Drusus. Ausgangspunkte waren die Lager bei Mainz, in Xanten, Neuss und Nijmegen. Das Lager in Mainz befand sich gegenüber der Mainmündung, das Legionslager in Xanten gegenüber der Lippemündung. Beide Flüsse boten für den Nachschub den Zugang bis weit in das feindliche germanische Land.


Drusus


Drusus führte eine römische Flotte längs der Nordseeküste und unterwarf die Friesen und Chauken, die an der Wesermündung siedelten. Die Offensive des nächsten Jahres (11 v.Chr.) richtete sich gegen die aufsässigen Sugambrer. Drusus traf sie nicht zu Hause an, da sie gerade gegen die Chatten ins Feld gezogen waren, und wandte sich deshalb gegen die Cherusker. Die Cherusker wichen vor den Römern Richtung Elbe aus. Drusus zog hinter ihnen her, wobei er das Cheruskerland zerstörte. Trotzdem war auch dieser Feldzug recht erfolglos, denn die Cherusker hatten sich über die Elbe in Sicherheit gebracht. Auf dem Rückmarsch wurden die Römer in einer Talenge bei Arbalo von den inzwischen zurückgekehrten Sugambrern im Verbund mit den Cherusker unter Segimer (Vater des Arminius) und den Sueben angegriffen. Drusus konnte sich freikämpfen und die Römer entgingen nur knapp einer Katastrophe. Ziel des Angriffes unter Drusus im Jahre 10 v.Chr. waren diesmal neben den Sugambrern auch die Chatten. In diesem Jahr ließ Drusus auch einen Kanal (fossa Drusiana) anlegen, der den Rhein über den Flevo-See mit der Zuidersee und damit mit der Nordsee verband. Dadurch wurde der Weg für die Flotte von den römischen Stützpunkten am Rhein in den Nordwesten erheblich verkürzt. Der Feldzug im Jahre 9 v.Chr. richtete sich gegen die Chatten und Sueben. Drusus führte das Heer erneut bis an die Elbe und dann zurück in westliche Richtung gegen die Cherusker. Auf dem Rückmarsch stürzte er vom Pferd, zieht sich dabei einen Schenkelbruch zu und stirbt nach 30 Tagen im Sommerlager (castra scelerata - das verfluchte Lager). Sein Bruder Tiberius, der an sein Sterbebett geeilt war, übernahm an Ort und Stelle das Kommando über die Truppen.

Trotz der Erfolge des Drusus war der Widerstand der germanischen Völker und Stämme noch immer sehr groß. Im Jahr 8 v.Chr. kam Augustus nach Gallien, um weitere Vorbereitungen zur Eroberung der rechtsrheinische Gebiete zu treffen. Die germanischen Stämme hatte in den zurückliegenden Jahren die Erfahrung gemacht, daß die Zahl ihrer Krieger immer weniger wurde, aber die Römer trotz erlittener Verluste zu jedem Feldzug mit mehr Truppen erschienen. Daher waren einige Stämme bereit, sogenannte Föderatenverträge mit den Römern abzuschließen. Mit dem Feldzug des Tiberius im Jahre 8 v.Chr. begann die Auflösung der Sugambrer als eigenständiger Stamm. Die Verluste der letzten Jahre waren einfach zu hoch. So war es Tiberius möglich etliche Sugambrer auf das linke Rheinufer umzusiedeln, wo sie fortan unter Kontrolle waren. Die restlichen Stammesangehörigen schlossen sich den Chatten an. Auch im Jahre 7 v.Chr. führte Tiberius verschiedene Feldzüge in Germanien durch. Was sich in den Jahren 6 v.Chr. bis 1 n.Chr. nach dem Rückzug des Tiberius vom Oberkommando im rechtrheinischen Germanien genau abspielte, ist weitgehend unbekannt. Man weiß von einem Feldzug unter L.Domitius Ahenobarbus von Raetien aus im Jahre 2 v.Chr. gegen die Hermunduren. Dabei überschreitet er die Elbe und schloß mit einigen rechtselbischen Stämmen Verträge ab. Wahrscheinlich wurden weitere Vorstöße in germanisches Gebiet aus dem Donauraum vorgenommen. Im Jahre 1 n.Chr. führten die Legaten M.Vinicius und Ahenobarbus verschienene Feldzüge zwischen Rhein und Ems. Der Rückweg des Ahenobarbus führte ihn auch durch das Land der Cherusker. Dort mischte er sich massiv in interne Stammesangelegenheiten ein, so daß die erbosten Cherusker die mit Tiberius vermutlich geschlossenen Verträge aufkündigten. Auf seinem weiteren Rückmarsch zum Rhein legte er die berühmten "pontes longi" an, einen Knüppeldamm durch ein Sumpfgebiet. In den Jahren 1-4 n.Chr. gab es vor allem Unruhen im heutigen Norddeutschland.


Im Jahre 4 n.Chr. übernahm Tiberius wieder das Oberkommando in Germanien und führte einen Feldzug durch, wobei er die Chauttuarier unterwarf. Auch im Jahre 5 n.Chr. fand ein Feldzug statt. Mit den Chauken schloß Tiberius in diesem Jahr Verträge. Nachdem die Römer nun im Jahre 6 n.Chr. mit den meisten germanischen Stämmen zwischen Rhein und Elbe Verträge geschlossen hat, begann der Aufbau der neuen Provinz Germanien. Die Römer richteten kaiserliche Domänen (saltii) ein, bauten Strassen, eröffneten regionale Märkte und legten Kastelle an. Ebenso begannen sie mit der Errichtung von Städten (Halberstadt, Hildesheim (?) sowie Waldgirmes). Tiberius führte im Jahr 6 erst einen Feldzug in Germanien durch und zog dann gegen die Markomannen. Das aufblühende markomannische Königreich in Böhmen unter dem König Marbod empfand Rom als ständige Bedrohung. 12 Legionen waren in je zwei Armeen zu jeweils 6 Legionen (eine von Germanien unter Sentius Saturninus und die zweite aus Noricum unter Tiberius selbst) auf dem Weg zu den Markomannen. Als Tiberius noch ca. 5 Tagesmärsche von dem Platz, wo Marbod 75.000 markomannische Krieger zusammengezogen hatte entfernt war, erhielt er die Nachricht von schweren Unruhen in Pannonien und Dalmatien. Sofort rückte er mit seinen Legionen zu ihrer Niederschlagung ab und schloß mit Marbod einen Friedensvertrag.


Tiberius

Im Jahre 7 n.Chr. schickte Augustus Publius Quintilius Varus als neuen Statthalter nach Germanien. Dieser hatte vor allem seit dem Krieg in Pannonien dafür zu sorgen, daß die mit den Germanen vertraglich vereinbarten Steuern und Getreidelieferungen (trotz Mißernten u.ä) pünktlich geliefert wurden, denn sie wurden zur Versorgung der römischen Truppen in Pannonien dringend benötigt. Dies und die Tatsache, daß der römische Einfluß in Germanien durch Handel und erste Ansiedlungen (vermutlich sogar im Bau befindliche Städte) immer stärker wurde, machten es Varus nicht gerade leicht. Der Unmut unter den germanischen Stämmen wuchs stetig. Varus war im Juli des Jahres 9 n.Chr. mit seinem gesamten Heer (5 Legionen, die 14., 21. sowie die 17.,18. und 19.) und Gefolge in seinem Sommerlager an der Weser nahe am Gebiet der Cherusker (deren Fürsten Arminius, Segimer und Segestes sich in seinem Gefolge befanden). Dort erreichte ihn die Nachricht über einen Aufstand von entfernt von seinem Lager befindlichen Stämmen, die bereits in ihrem Gebiet stationierte Römer getötet haben sollten.

Das veranlaßte ihn, unverzüglich einen Feldzug gegen die aufständischen Stämme zu führen. Am Vorabend dieses Feldzuges gab Varus noch ein Gastmahl und er wurde dabei durch Segestes gewarnt, daß Arminius und Segimer eine Verschwörung gegen ihn planten, aber er schenkte dem (zumindestens em Anschein nach) keinen Glauben. Zwischen ihm und seinem Neffen Asprenas kommt es daraufhin zum Disput, so daß Varus Asprenas mit der 14. und 21. Legion zurück an den Rhein ziehen läßt. Mit Asprenas Truppen ziehen auch die Frauen und Kinder. Zudem transportiert er einen erheblichen Teil des Eigentums der Offiziere und Soldaten zurück an den Rhein. Um den Wegfall dieser zwei Legionen zu kompensieren und die vermeintlichen Aufrührer gleichzeitig zu schwächen, bittet Varus die in seinem Sommerlager anwesenden Stammesfürsten um Hilfstruppen, die ihm diese gewährten. Das sie nie kommen würden, wußte Varus zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht.


Münze mit dem Abbild von Varus

Die Varusschlacht 9 n.Chr. - Über diese Schlacht ist schon viel geschrieben worden und es gibt viele Thesen, wo sie stattgefunden haben könnte. Ziemlich sicher ist, dass Varus auf dem Rückmarsch vom Sommer- zum Winterlager am Rhein einen Umweg in unbekanntes Gebiet machte, um einen vermeindlichen Aufstand niederzuschlagen. Er wurde von den Germanen in einen gut vorbereiteten Hinterhalt gelockt. Deutliche Warnungen ignorierte Varus und führte damit drei Legionen (die 17., 18. und 19.) sowie 6 Legionskohorten und 3 Alae (Reiterschwadron) in den Untergang. Nur wenige Überlebende konnten sich in das Kastell Aliso retten. Als Zeitpunkt des Feldzuges ist wohl Juli anzunehmen, da die Nachricht von der Niederlage des Varus fünf Tage nach Beendigung des Pannonischen Krieges in Rom ankam, also am 8.August des Jahres 9 n.Chr. Entscheidend für den Sieg der Germanen unter Führung der Cherusker und ihres Anführer Arminius waren sicher auch die für die Römer ungünstigen topologischen Verhältnisse. Die Überlieferungen berichten von unwegsamen Waldgebieten mit Sümpfen und Moorböden. Erschwerend für die Römer waren heftige Stürme und Regenfälle am ersten sowie dritten Tag der Kämpfe. Es gelang ihnen nie ihre Kampfformation einzunehmen oder wirksame Lager zur Verteidigung anzulegen. Mit ihren schweren Rüstungen waren die Römer den ortskundigen Germanen in den Einzelkämpfen letztendlich unterlegen. Lediglich Asprenas gelang es, mit den zwei übrigen Legionen in das Winterlager Vetera (Xanten) am Niederrhein zu entkommen und dadurch die Rheinlinie für Rom zu sichern. Ob diese zwei Legionen auch in die Kampfhandlungen involviert waren, ist nicht bekannt.

Kaiser Augustus soll äußerst verzweifelt über die Niederlage in Germaniens Wälder gewesen sein (aus dieser Verzweiflung rührte der Ausruf :"Varus, Varus! Gib mir meine Legionen wieder!"). Wie nachhaltig diese verlorene Schlacht im Bewusstsein der Römer blieb, zeigt sich vor allem daran, dass die Nummern der untergegangenen Legionen (17,18 und 19) nie wieder vergeben wurden. Innerhalb eines einzigen kurzen Feldzuges hatte Rom etwa ein Zehntel seiner Armee eingebüßt. Nur wenige der schätzungsweise 25.000 Soldaten entkamen dem Inferno. In der Folge gaben die Römer ihre Unterwerfungspläne für Germanien erst einmal auf und zogen sich wieder vollständig hinter den Rhein zurück.

Die Jahre 10 - 12 n.Chr. waren geprägt von der Reorganisation der Rheinfront durch Tiberius. Im Jahre 13 n.Chr. übernahm Germanicus, der Sohn des Drusus, den Oberbefehl über die römischen Truppen am Rhein und musste im folgenden Jahr nach dem Tod des Augustus eine Meuterei der Legionen niederschlagen, die ihn gern zum Kaiser ausgerufen hätten.


Die Feldzüge des Germanicus (14 - 16 n.Chr.) - Durch Augustus Tod wurde Tiberius 14 n.Chr. zum römischen Kaiser. Nachdem Germanicus die Meuterei beim niederrheinischen Heer beendet hatte, brach er zu einem Feldzug gegen die Marser auf. Diese wurden kurz nach einer Stammesfeier von dem Angriff der Römer völlig überrascht. Sie konnten kaum Widerstand leisten. Große Teile des Marserlandes wurden völlig verwüstet und es wurden selbst Frauen, Kinder und Greise getötet. Die Römer zerstörten dabei auch einen heiligen Bezirk, das Stammesheiligtum der Marser. Im Jahre 15 n.Chr. begann Germanicus einen großangelegten Feldzug, zuerst gegen die Chatten, dann zum Ort der Varusschlacht. Hier sammelten sie die Überreste ein und bestatteten diese in einem Grabhügel. Schließlich zogen die Römer an die Weser zum Ort Amisia. Dort teile Germanicus die 8 Legionen zum Marsch in die Winterlager in Armeen auf. Die eine unter dem Befehl des General Caecina bestehend aus den 4 niederrheinischen Legionen sollte quer durchs Land zum Rhein ziehen. Auf dem Rückmarsch zum Rhein wäre diese Armee fast vernichtet worden. Caecina wird an den "pontes longi", einem Bohlenweg durch ein Sumpfgebiet, umstellt und kann sich nur mit großer Mühe und großem taktischem Geschick (welches Varus sicher fehlte) der Angriffe erwehren.

Der Germanicusfeldzug des Jahres 16 n.Chr. war vor allem gegen die Cherusker gerichtet. In seinem Verlauf kam es zwischen dem Heer des Germanicus (8 Legionen und viele Hilfstruppen) und den Stämmen unter Führung des Arminius (unter anderem die Langobarden und Semnonen) rechts der Weser zu zwei großen Schlachten, der Schlacht auf dem campus Idistaviso sowie der Schlacht am Angrivarierwall.

Die Schlacht am campus Idistaviso ("Schlachtfeld dem Ithi quasi gegenüber") fand zwischen der Weser und dem Ith statt. Nachdem die Römer die Weser überquert hatten, legten sie ein Marschlager an. Von diesem Lager aus zogen sie auf das Schlachtfeld. Bereits auf dem Marsch zum Schlachtfeld wurden die römischen Truppen angegriffen. Die Schlacht selbst dauerte vom Morgen bis in die Nacht. Am Ende des Tages befanden sich die germanischen Truppen in Auflösung. Arminius und Inguiomerus konnten mit einem Teil ihrer Truppen bei den chaukischen Hilfstruppen die römische Schlachtenlinie durchbrechen und flohen Richtung Osten. Nach der Schlacht errichteten die Römer einen Siegeshügel und zogen dann den Cheruskern hinterher, um sie endgültig zu vernichten.

Diese gingen am Angrivarierwall in Stellung. Der Schlachtplan des Arminius (unter anderem auch die im Wald versteckten germanischen Reiterstreitkräfte) blieb Germanius nicht verborgen. So konnte er seine Reiter den germanischen Reitern entgegenstellen in einer Reiterschlacht und so verhindern, dass diese den Fußtruppen wie von Arminius geplant in den Rücken fallen konnten. Somit erreichten die römischen Legionen den Wall fast unbeschadet, so dass die Germanen einem viel größeren Ansturm als erwartet ausgesetzt waren. Das intensive römische Bombardement der Wallanlagen durch Schleudermaschinen, Katapulte, Bogen- und Wurfschützen tat ein übriges. So gelang es schließlich den Römern den Wall zu erobern. Die Germanen zogen sich in die angrenzenden Wälder zurück.

Arminius befand sich aber trotz der römischen Siege noch immer an der Spitze einer starken Koalitionsarmee germanischer Stämme. Germanicus wurde im Jahre 17 n.Chr. abberufen und in Rom mit einem Triumphzug geehrt und dann von Tiberius in den Osten des Reiches entsandt. Das Ende der Germanicus-Feldzüge bedeutete faktisch das Ende des römischen Anspruchs auf das rechtsrheinische Germanien.


Germanicus

Kampf gegen die Römern im 1. und 2. Jrh.

Im Jahre 28 n.Chr. gab es einen Aufstand der Friesen wegen der hohen Steuern, in dessen Folge auch das rechtsrheinische Friesland aufgegeben wird. Der Nachfolger von Tiberius, Kaiser Claudius, baute den Rhein durch die Anlage weiterer Kastelle als Grenze aus. Im Jahre 47 n.Chr. geht der römische Statthalter Domitius Corbulo vom Niederhein aus gegen die Friesen und Chauken vor, wird aber von Kaiser Claudius zum Rückzug aufgefordert. Im Jahre 50 es einen Einfall der Chatten nach Gallien, der aber erfolgreich abgewehrt werden kann. Von 81 - 85 (?) finden die Chattenkriege statt. Die römische Offensive führte von Mainz durch die Wetterau ins chattische Gebiet.

Durch die beginnenden Völkerwanderungen traten die Germanen dann erst wieder im 2./3.Jrh. in Erscheinung. Es ist die Geschichte der Wanderung vieler verschiedener germanischer Stämme und deren Auseinandersetzungen mit den Römern. Schließlich treten sie im 4. und 5.Jrh. das Erbe Roms im Westen an, wie die nachfolgende Karte zeigt.

Näheres zur Zeit der Völkerwanderung und der detaillierten Geschichte dieser Jahrhunderte finden sich in der Geschichte der einzelnen germanischen Stämme.




Die Germanen wohnten in relativ kleinen Siedlungen. Aus den Bestattungsplätzen der Germanen schließen Archäologen, dass die Größe von Siedlungen bei etwa zweihundert Menschen lag. Aus Ausgrabungen ist bekannt, dass die Germanen in Holzhäusern in Skelettbauweise wohnten. Die verbreitetste Art war das germanische Langhaus, das Aufgrund seines Verhältnisses von Länge und Breite so bezeichnet wird.


Germanisches Langhaus


Unter seinem Dach beherbergte ein Langhaus sowohl Menschen wie auch Tiere, die lediglich durch eine Wand getrennt waren. Der Wohnraum besaß keine weiteren Trennwände, in seiner Mitte befand sich eine Feuerstelle. Der Rauch konnte über eine Öffnung im Dach abziehen, Fenster besaßen die germanischen Häuser nicht. Das tief herabgezogene Dach war mit Rohr gedeckt und wurde von hölzernen Pfeilern getragen. Die Außenwände bestanden aus hölzernen Pfosten, zwischen denen sich mit Lehm beschmiertes Flechtwerk spannte. Für den Unterbau wurden in einigen Gegenden Steine verwendet. Separat vom Wohnhaus standen der Speicher und andere kleinere Nutzgebäude.

Das Anwesen war zum Schutz vor wilden Tieren und Räubern oft von einem hölzernen Zaun oder einer Steinmauer umgeben. Die Germanischen Bauern waren weitgehend Selbstversorger, der Hof bot alles, was die Familie zum Leben brauchte und was fehlte wurde entweder eingetauscht oder selbst hergestellt. Geld war den Germanen anfangs weitgehend unbekannt und wurde erst nach und nach durch die Römer eingeführt. Die Jagd wurde sehr eifrig betrieben im alten Germanien, die Wälder waren reich an Bären, Wildschweinen, Rot- und Dammwild sowie Auerochsen.

"Dass die Völkerschaften der Germanen keine Städte bewohnen, ist hinreichend bekannt, ja dass sie nicht einmal zusammenhängende Siedlungen dulden. Sie hausen einzeln und gesondert, gerade wie ein Quell, eine Fläche, ein Gehölz ihnen zusagt. Ihre Dörfer legen sie nicht in unserer Weise an, dass die Gebäude verbunden sind und aneinander stoßen: jeder umgibt sein Haus mit freiem Raum (...)." Tacitus, Germania



Religiöse Vorstellungen der Germanen

Für die Germanen waren ihre Götter weder vollkommen noch unsterblich. Sie verehrten sie, doch sie unterwarfen sich ihnen nicht. Gaben sie ihnen eine Opfergabe, so erwarteten sie eine göttliche Gegengabe. Die Götterwelt der Germanen war sehr vielfältig. Da sie aus einer reinen Natur-Religion entstanden waren, waren einige Charakterzüge der germanischen Götter denen einiger griechischer und römischer Götter nicht unähnlich.


Wodan

Oberhaupt der Germanengötter und Schutzgott des Krieger und Fürsten, Gott der Toten und Herr des Sturmes. Er hat eines seiner Augen geopfert, um aus der Quelle der Weisheit trinken zu können, was ihn zum weisesten aller Götter macht. Die beiden Raben Hugin und Mudin kommen zu ihm, um ständig über das Neueste in der Welt zu berichten. Er reitet auf seinem achtbeinigen Schimmel Sleipiur, auf welchem er oft in Zeichnungen dargestellt wird. Wenn er unterwegs in der Welt der Sterblichen ist, wird er von den Wölfen Geri und Frelki und den beiden Raben begleitet, welche ihm treu zur Seite stehen. Außerdem folgt ihm immer seine "Armee der Toten" (ein Heer aus gefallenen Germanen). Ihm wurden auch Menschenopfer dargebracht. Von den Nordgermanen wird er auch Odin genannt.


Donar / Thor

Wodans Sohn ist der Herr der Blitze und des Donners. Er löst Gewitter aus und vertreibt auf diese Weise alljährlich den Winter aus Germanien. Als mächtige und gefährliche Waffe dienen ihm Blitze, welche er um sich schleudert. Ihm zu Ehren wurden Tiere geopfert. Er ist auch im Besitz des Hammers "Mjölnir", der über Zauberkräfte verfügt. Als Gott des Ackerbaus konnte er mit seinem Hammer den Boden fruchtbar machen und wurde daher vor allem von den Bauern verehrt.


Thor Thor's Kampf mit den Riesen, Gemälde von 1872

Tiwaz

Sein Zeichen war das Schwert und er war der mutigste der Götter als Helfer im Kampf und im Krieg. Er wußte auch die Feinde zu verwirren.


Njord

Er herrschte in der Wasserwelt.


Nerthus

Sie war die Erdmutter und die Frau Njords.


Freyr

War der Sohn von Njord und Nerthus und der Sonnengott, der aus jeder Notlage heraushelfen konnte.


Freyja

War die unbeschreiblich schöne Tochter von Njord und Nerthus und Gemahlin Wodans. Sie war Schutzherrin der Liebe und der Ehe. Außerdem verfügte sie über magische Kräfte und konnte die Zukunft vorhersagen.


Vom Götterglauben der Germanen berichtet Tacitus:

"Die Germanen halten es nicht für erträglich mit der Hoheit der Götter, sie in Tempel einzuschließen oder mit menschlichem Antlitz darzustellen. Wälder und Haine weihen sie ihnen, und mit Götternamen rufen sie das geheimnisvolle Wesen, das sie in gläubiger Verehrung ahnen."



Übersicht der germanischen Stämme

Die germanischen Stämme lassen sich im wesentlichen in drei Gruppen einteilen, in die Nord-, West- und Ostgermanen.

Nord-Germanen
Zu den Nord-Germanen zählten die skandinavischen Stämme. Aus ihnen gingen später die Wikinger und damit die späteren Nationen der Dänen, Schweden, Norweger und Isländer hervor.

West-Germanen
Zu ihnen zählen die folgenden Stämme:


die elbgermanischen Stämme (Sueben)
die nordseegermanischen Stämme, wie Chauken, Angeln, Warnen, Friesen, und Sachsen
rheinwesergermanischen Stämme, wie Cherusker, Bataver, Brukterer, Chatten, Ubier, Usipeter, Angrivarier, Tenkterer, Sugambrer und andere mehr

Ost-Germanen
Zu den Ost-Germanen zählten ursprünglich die Goten, Vandalen, Burgunder, Heruler, Skiren, Bastarnen, Rugier, Gepiden und andere. Durch den Einfall der Hunnen aus den Steppen Asiens und die verstärkte Ausbreitung der slawischen Völker aus der osteuropäischen Tiefebene wurden die Ostgermanen zunehmend gen Süden und Westen gedrängt, wo sie in Konflikt mit den dort ansässigen Stämmen gerieten.


Geschichte der wichtigsten Stämme

Alamannen Volksstamm der nach dem Fall des Limes im Süden des heutigen Baden-Württembergs siedelte.



Angeln Die Angeln waren ein westgermanisches Volk aus dem gleichnamigen Landstrich Angeln im Norden des heutigen Bundeslandes Schleswig-Holstein sowie seinen Nachbargebieten.



Angrivarier Germanischer Stamm, der an der Weser (hauptsächlich auf dem rechten Ufer) vom Zufluss der Aller bis zum heutigen Steinhuder Meer siedelte

 

Bastarnen Sie waren ein indogermanischer Volksstamm im Südosten Europas.

 

Bataver Dieser Stamm trennte sich von den Chatten und siedelte sich in der Rheinmündung in der späteren römischen Provinz Belgica an.



Burgunder Die Urheimat der Burgunder war wahrscheinlich das westliche Schweden. Es wird gerätselt, ob es sich um den Stamm der Nibelungensage handelt.

 

Chatten Dieser Stamm war im Bereich der Oberläufe der Flüsse Weser, Eder, Fulda und Werra ansässig (große Teile des heutigen Nord -und Mittelhessen).

 

Chauken Sie waren ein indogermanischer Volksstamm im Südosten Europas.

 

Cherusker Der legendäre Stamm des Arminius. Das Stammesgebiet der Cherusker befand sich im heutigen Niedersachsen zwischen Weser und Elbe.



Franken Dieser Stammesverband aus westgermanischen Stämmen bezeichnete sich selbst als Franken ("die Mutigen, Kühnen", später "die Freien").



Friesen Ihr Land lag an der Küste der Nordsee von der Mündung des Rheins bis zur Ems. Sie wurden sehr früh zu Verbündeten der Römer.

 

Gepiden Wahrscheinlich kamen die Gepiden im 2.Jrh. zusammen mit den Goten an die Weichsel. Mitte des 3.Jrh. stießen sie über die Weichsel nach Süden vor und erreichten schließlich das nördliche Siebenbürgen.

 

Goten Ursprünglich kam dieser Stamm mit einem bemerkenswert starken Königtum aus Skandinavien. Später spalteten die Goten sich in die Ost- und Westgoten und begründeten zwei starke germanische Königreiche.



Heruler Ostgermanischer Stamm, erstmalig erwähnt um 250 n.Chr. im Bereich des Schwarzen Meer.

 

Kimbern und Teutonen Diese Stämme zogen zusammen mit den Ambronen um das Jahr 120 v. Chr. aus ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet im Norden nach Süden. Ihr Zug endete nach vielen blutigen Schlachten mit der völligen Vernichtung durch die Römer.

 

Marser Kleiner germanischer Stamm, der zwischen Rhein, Ruhr und Lippe siedelte und an der Varusschlacht beteiligt war.

 

Nervier Großer belgischer Stamm, der in der Gallia Belgica (Gebiet zwischen Maas und Schelde im Norden und Westen des heutigen Belgien) siedelte aber ursprünglich aus dem rechtsrheinischen Bereich stammt.

 

Rugier Ostgermanischer Stamm, der zwischen Weichsel und Oder siedelte. Ursprünglich waren sie wahrscheinlich aus Südnorwegen (Rogaland) eingewandert über die Insel Rügen.

 

Sachsen Die Sachsen (Altsachsen) sind ein westgermanischer Stammesverband. Im 5.Jrh, besiedeln sie gemeinsam mit den Angeln, Jüten und Friesen das frühere römische Britannien und verschmelzen dort zum Stammesverband der Angelsachsen. Die verbliebenen Festlandsachsen werden von den Franken im 8.Jrh. endgültig unterworfen und christianisiert.



Skiren Ostgermanischer Stamm, der zunächst im heutigen Masuren bis zur Grenze des heutigen Litauens lebte. Zusammen mit den Bastarnen zogen große Teile der Skiren nach Süden.

 

Sueben (Sweben) Die Sueben waren eine germanische Stammesgruppe. Tacitus zählte die Semnonen, Langobarden, Reudigner, Avionen, Aglier, Variner, Suardonen, Nuitonen, Hermunduren, Naristen, Markomannen, Quaden, Marsigner, Burer und die Lugier zu ihnen.



Ubier Die Ubier siedelten ursprünglich rechten Rheinufer. Sie waren einer der ersten germanischen Stämme, die sich auf regen Handel mit den Römern einließen und ihnen schließlich auch Tribute zahlten. Sie von Kaiser Augustus aus Sicherheitsgründen am linken Rheinufer in der römischen Provinz Germania Inferior angesiedelt.

 

Vandalen Aus dem späteren östlichen Deutschland und Polen kommend zogen sie durch das römische Imperium, setzten schließlich nach Afrika über und gründeten dort ihr Königreich.



Warnen Dieser germanischer Stamm stammte ursprünglich von der Ostsee-Insel Öland. Später hatten sie ihr Siedlungsgebiet im Bereich der heutigen Warnow, später gingen sie im Stammesverband der Thüringer auf.

 


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