Besuchte Ausstellungen
Römisches Kunstgewerbe
Im Bereich des Kunstgewerbes waren besonders römische Silberarbeiten, Keramik, Gläser, Gemmen und Münzen im gesamten römisch beherrschten Kulturraum verbreitet. Die Namen der Künstler sind selten bekannt; eine der wenigen Ausnahmen bildet der Graveur des offiziellen Siegels des Kaisers Augustus, Dioskurides (siehe Kamee). Besonders Gemmen und Intaglios (Gemmen mit vertieftem Bild) mit Porträts sowie mythologischen und allegorischen Darstellungen sind in grosser Zahl erhalten. Zu den bekanntesten gehören die Gemma Augustea (frühes 1. Jahrhundert n. Chr., Kunsthistorisches Museum, Wien) zu Ehren des Kaisers Augustus und die Grand Camée de France (Bibliothèque National, Paris) zu Ehren seines Nachfolgers Tiberius. .
Kunstschmiede stellten Schmuckstücke aus Edelmetallen und kostbares Tafelgeschirr her. In einer Villa in Boscoreale und im Haus des Menander in Pompeji wurden wertvolle Silbergefässe gefunden. Auch Gold-, Silber- und Kupfermünzen waren stark verbreitet. Während des Prinzipats trugen sie auf der einen Seite Porträts der herrschenden Kaiser oder ihrer Familien, auf der anderen Seite waren Darstellungen von Göttern, Gebäuden, historischen Ereignissen oder allegorischen Szenen eingraviert. .
Auch römisches Glas hat sich trotz seiner Zerbrechlichkeit in grossen Mengen erhalten. Die Glasherstellung kannte unterschiedliche Techniken: gegossenes und geblasenes Glas, Kameeglas (Portland-Vase, spätes 1. Jahrhundert v. Chr., Britisches Museum, London), Mosaikglas, von dem sich besonders viele Exemplare erhalten haben, Fondi d’oro (Glas, das mit Gold verarbeitet wurde) und Diatretglas (von lateinisch-griechisch diatretus: durchbrochen), ein besonders aufwendig geschliffenes Glas, das mit einem Glasnetz überzogen ist (Lykurgos-Vase, 4. Jahrhundert n. Chr., Britisches Museum, London).
Porträtskulpturen
Im Bereich der Porträtskulptur bewies die römische Kunst ihre eigentliche Innovationskraft, indem sie - anders als etwa die griechische Plastik - nicht den idealisierten Menschen in den Mittelpunkt rückte, sondern versuchte, den einzelnen Menschen mit individuellen Zügen und typischen Merkmalen wiederzugeben. Römische Porträts sind in Form kleiner Büsten bis hin zu Kolossalstatuen überliefert, wie der des Kaisers Konstantin I. (um 315 bis 30). Die römische Porträtplastik hatte ihre Wurzeln im Ahnenkult, in dem Wachsmasken der Verstorbenen eine zentrale Rolle spielten. Diese Tradition verschmolz mit dem Brauch aus der Zeit der Römischen Republik, Staatsmänner und andere bedeutende Persönlichkeiten (in der Kaiserzeit dann römische Kaiser oder Mitglieder der kaiserlichen Familie) durch die Aufstellung von Porträtskulpturen an öffentlichen Plätzen zu ehren. .
Während die Porträtplastik der republikanischen Zeit betont realistische Züge auszeichnen, setzte seit der augusteischen Zeit unter griechischem Einfluss eine klassizistische Beruhigung ein, unter deren Einfluss griechische Skulpturentypen mit römischen Porträtköpfen entstanden, die später besonders im verfeinerten Hofbildnis verstärkt kollektive kulturelle Wesensmerkmale zum Ausdruck brachten.
Malerei
Obgleich man aus der römischen Literatur von einem reichen malerischen Schaffen weiss, sind Zeugnisse der römischen Tafel- und Leinwandmalerei kaum überkommen. Dabei scheint es sich hauptsächlich um die Reproduktion griechischer Werke gehandelt zu haben. Lediglich in Form von Wandgemälden ist die Malerei der Römer gut dokumentiert.
Porträtmalerei
Die römische Porträtmalerei lässt sich am besten anhand von hölzernen Tafeln zurückverfolgen, die an Fundorten in Ägypten entdeckt wurden. Für diese Arbeiten (Faijum-Porträts) wurde die Enkaustik verwendet, eine Maltechnik, bei der Farbpigmente mittels heissen Wachses aufgetragen werden. Sie zeugen vom grossen technischen Können der römischen Maler. Ein Kaiserporträt aus dieser Zeit (Staatliche Museen, Berlin) zeigt Kaiser Lucius Septimus Severus mit seiner Frau und ihren beiden Söhnen Caracalla und Geta. Getas Kopf wurde nach seiner damnatio memoriae (offizielle Verdammung) vom Senat entfernt.
Frei stehende Plastiken
Für frei stehende Plastiken wurden dieselben Steinarten verwendet wie für die Reliefskulpturen, daneben waren verschiedene Gusstechniken verbreitet. Von den zahlreichen Bronze-, Gold- und Silberstatuen haben sich nur wenige Beispiele erhalten, da diese im Mittelalter meist eingeschmolzen wurden. Eine der wenigen Ausnahmen bilden die bronzene Reiterstatue (um 175 n. Chr.) des Kaisers Marcus Aurelius auf dem Kapitol in Rom (sie blieb verschont, da man sie für eine Statue des christlichen Kaisers Konstantin hielt), die Goldbüste Kaiser Konstantins (Musée Cantonal d’Archéologie et d’Histoire, Lausanne) aus Avenches (Schweiz) sowie die Silberbüste des Lucius Aurelianus Verus (161-169 n. Chr., Museo di Antichità, Turin), des Mitkaisers von Marcus Aurelius. .
Darstellungen von Göttern, mythologischen Helden und Sterblichen fanden meist in unterschiedlichen baulichen Kontexten Verwendung, z. B. im sakralen Bereich als Kultfiguren in Heiligtümern. Frei stehende Plastiken - entweder als römische Originale oder als Kopien griechischer Werke - zierten nicht nur öffentliche Plätze oder Thermenanlagen, sondern auch die Atrien und Gärten von privaten Stadthäusern und Villen. Wichtige öffentliche Gebäude waren häufig mit einem Porträt des Kaisers und seiner Familie ausgestattet.
Stilistische Vielfalt
Die Reliefplastik der römischen Kaiserzeit zeigt ein weites Spektrum an Stilmerkmalen. Sie reichen von griechischen Einflüssen, wie sie etwa im strengen Klassizismus der Relieffriese der Ara Pacis zum Ausdruck kommen, bis hin zu archaisch-hieratischen Motiven aus der altitalischen und etruskischen Kunst, und werden häufig in eklektizistischer Manier miteinander kombiniert.