Die Kelten
Die Kelten zählten zu den größten und einflussreichsten Völkern der europäischen Frühgeschichte und der Frühantike.
Die Römer nannten sie Celtae oder Galli (daher der Name Gallier, der vor allem für die Kelten auf französischem Gebiet gebräuchlich ist). Die Griechen verwendeten hingegen die Bezeichnung Galatoi oder Keltoi. Beides bedeutet "die Tapferen". Man rechnet sie zur indogermanischen Völkergruppe.
Übersicht der keltischen Epochen
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Herkunft der Kelten
Was wir heute als keltische Kultur bezeichnen, hat seinen Ursprung im Gebiet Nordwestfrankreich - Hunsrück - Eifel - Moseltal um 1000 v.Chr. Ihre enorme Verbreitung fand die keltische Kultur durch die weitreichenden Handelsbeziehungen und wegen ihrer Vorzüge hinsichtlich ihrer fortschrittlichen landwirtschaftlichen Methoden und Geräte sowie der gemeinsame Sprache für den Handel. Daher wurde sie von verschiedenen indogermanischen Stämmen und Völkern übernommen. Man kann also nicht vom "Volk der Kelten", sondern vielmehr von Völkern oder Stämmen im keltischen Kulturkreis sprechen, einer keltischen Sprachfamilie mit einer gemeinsamen keltischen Religion, Kunst und Kultur.
Kernland der Kelten und Ausbreitung
Die Grafik zeigt die Herkunft der Kelten (Kernraum) sowie deren Ausbreitung vor 500 v.Chr. (vorhistorisch) und danach. Die wichtigsten Keltenzüge sind ebenfalls dargestellt
Quelle: Geschichte Baden-Württembergs
Lage des keltischen Kulturkreis
Weit bevor Rom die gesamte bekannte antike Welt eroberte, bewohnten keltisch sprechende Völkerschaften und Stämme mit vielen Gemeinsamkeiten wie Sprache, gleiche Sitten und Gebräuche, Kunst und Kultur ein weitreichendes Territorium. Sie lebten nicht bloß, wie zuletzt noch, in Britannien und Irland. In der Blütezeit erstreckte sich das von Ihnen bevölkerte und beeinflußte Gebiet von der Iberischen Halbinsel über Frankreich bis nach Süd- und teilweise Norddeutschland, weit in den Alpenraum hinein sowie bis nach Böhmen im Osten Europas. Später drangen die Kelten bis nach Italien, auf den Balkan und bis in die Türkei und damit nach Kleinasien vor.
Hallstatt A und B (1200 v.Chr.- 800 v.Chr.)
Diese Zeit kann wohl als Geburtsstätte der keltischen Kultur angesehen werden. Durch den Salzabbau ab 1000 v.Chr. (vor allem im österreichischen Hallstatt) wurde die Konservierung der Nahrungsmittel möglich. Dies war eine wichtige Voraussetzung für den Transport in entfernte Regionen und damit für den überregionalen Handel, der die Basis für die Erweiterung des keltischen Kulturraumes bildete.
Hallstatt-Kultur C und D 800 v.Chr. - 475 v.Chr.
Während der Hallstattzeit Phase C (800 - 600 v.Chr.) und D (600 - 475 v.Chr.) wurde in Mitteleuropa Eisen zum wichtigsten Metall. Die Kelten erreichten darin eine hohe handwerkliche Fertigkeit. Kennzeichnend für diesen Zeitabschnitt ist auch eine Änderung in der Bestattungsart hin zu hölzernen Grabkammern über die Grabhügel aus Erde aufgehäuft wurden. Die Hallstatt-Kultur erstreckte sich in diesen Phasen neben West- und Süddeutschland auch auf Frankreich, die Schweiz und Teile der Iberischen Halbinsel. Ab 680 v.Chr. trieben vor allem die Stämme im jetzigen Frankreich durch das Rhonetal lebhaften Handel mit den Griechen in deren Kolonie Massalia (Marseille). Dies hatte einen großen Einfluß auf viele Bereiche des keltischen Lebens bis hin zur Kunst. Aus dem wachsenden Handel bezogen die keltischen Aristokraten ihren Reichtum, was zu Bildung von Machtzentren in Form von reichen und gut befestigten Hügelsiedlungen führte.
Keltischer Kulturkreis
Ausbreitungsgebiet der Hallstattkultur (gelb) sowie der La Tène -Kultur (grün)
Quelle: wikipedia
La Tène-Kultur (500 - 15 v.Chr.)
Keltenkrieger
Diese Kultur ist benannt nach dem Ausgrabungsort La Tène am Neuenburger See in der Schweiz. Die hier entdeckten zahlreichen Werkzeuge, Waffen und Kunstgegenständen zeugen von einer deutlichen Weiterentwicklung gegenüber der Hallstatt-Kultur. Der ursprünglich starke griechische Einfluß war deutlich zurückgegangen und es entstand ein eigenständiger keltischer Stil. Bald nach 500 v.Chr. kam der Handel mit Massalia zum Erliegen. Der Handel in Richtung Mittelmeer und Kleinasien ging nun über die Alpen hin zu den neuen griechischen Städten Spina und Adria nahe der heutigen italienischen Adriaküste sowie über die neuen etruskischen Siedlungen in der Po-Ebene.
Brennus
Die Kelten (Gallier) in Italien
Um 400 v.Chr. setzten dann nördlich der Alpen Massenwanderungen ein. Durch fortschrittliche landwirtschaftliche Methoden wuchs die Bevölkerungszahl rasch und die mitteleuropäischen keltischen Völker breiteten sich auch nach Süden aus. Sie eroberten und plünderten Italien, unter anderem auch etruskische Städte, wie die Stadt Clusium (Chiusi in der Toscana). In der Folge zogen immer mehr Völkermassen über die Alpen und eroberten und besiedelten schließlich die gesamte Po-Ebene. Von den Römern wurde das Gebiet daher "Gallia cisalpina" (Gallien diesseits der Alpen) genannt. In der Schlacht von Allia vernichteten die Kelten einige römische Legionen und standen 390 v.Chr. in Rom, welches sie plünderten. Sie konnten nur durch die Zahlung eines hohen Lösegeldes zum Abzug aus der Stadt bewegt werden. Die weit entwickelte keltische Reiterei und die den Römern überlegene Körpergröße brachten Ihnen zunächst Vorteile.
Nach mehrere Jahrzehnten des Kampfes und der Unruhen schloß Rom 332 v.Chr. einen Vertrag mit den Senoren. Diese verbündeten sich allerdings gegen die wachsende Macht Roms mit den Etruskern und anderen italischen Völkerschaften. Sie wurden jedoch von Rom 295 v.Chr. bei Sentinum geschlagen. Im Jahre 284 vernichteten die Senonen wiederum zwei Legionen und töteten einen Konsul, aber schon ein Jahr später rächten sich die Römer und besiegten auch die Boier und ihre etruskischen Verbündeten. Erst 232 v.Chr. (bedingt durch den Krieg Roms mit Karthago) besetzten die Römer das Land der Senonen (an der Adriaküste südlich von Ariminum, dem heutigen Rimini). In der Schlacht von Telamon in der Toskana 225 v.Chr. geriet ein riesiges Keltenheer (ca 50.000 Mann Fußtruppen und 20.000 Reiter), das gen Rom zog, zwischen zwei römische Streitkräfte und wurde in der Folge nahezu vollständig aufgerieben.
Eroberung der Donaugebiete und Bedrohung Griechenlands
Gleichzeitig zu den Eroberungen und Plünderungen in Italien um 400 v.Chr. wanderten andere Keltenstämme in das Donaubecken im Osten Europas und begannen mit dem Einfall auf dem Balkan. Anfang des 3.Jrh.v.Chr. begann dann erneut eine massive keltische Völkerwanderung Richtung Süden nach Makedonien und Griechenland. Die Keltenangriffe auf Makedonien konnten anfänglich abgewehrt werden bis dann 281 v.Chr. die Galater unter ihrem Anführer Bolgios die Makedonier besiegten und ihren König enthaupteten. 279 v.Chr. fielen die keltischen Heere in ganz Makedonien ein. Aufgrund von Zwistigkeiten teilte sich das Heer in zwei Verbände. 20.000 Mann zogen schließlich weiter südwärts bis in die heutige Türkei und gründeten dort einen Galaterstaat. Der zweite Teil unter Brennus mit 30.000 Mann zog gegen Delphi, mit dem Ziel es zu erobern und zu plündern. Die Kelten wurden laut Überlieferung auch Dank göttlicher Hilfe (eisiges Wetter, Erdbeben u.ä.) vernichtend geschlagen. Ca. 26.000 ließen dabei ihr Leben. Der verletzte Brennus konnte zwar flüchten, aber nahm sich kurz danach das Leben. 278/277 v.Chr. wurde ein weiteres keltisches Heer bei Lysimachia durch die Makedonier geschlagen. Damit war die Bedrohung Griechenlands durch die Kelten beendet.
Die Galater in Kleinasien
278 v.Chr. erbat Nikomedes von Bithynien von den drei Keltenstämmen der Tektosagen, Trokmer und Tolistobogier Beistand in einem Krieg. Sie überquerten darauf mit ihren Familien den Hellespont. Obwohl Sie 275 v.Chr. durch die Streitkräfte des Antiochos I. besiegt wurden, konnten sie sich in Kleinasien etablieren. Auch König Antiochos II. vermochte die Galater nicht zu vertreiben und wurde sogar selbst 261 von einem Kelten getötet. Einzig Attalos von Pergamon besiegte sie 240 v.Chr. und gebot ihren Raubzügen so kurz Einhalt. Trotzdem verbreiteten sie weiterhin Angst und Schrecken durch ihre Fixierung auf das Beutemachen und ihren grausamen Umgang mit Gefangenen, die auch geopfert wurden. Das machte sie aber als Söldner für andere Mächte interessant. So zogen sie an der Seite von Antiochos III. in die Entscheidungsschlacht von Magnesia im Jahre 190 v.Chr. gegen die Römer. In einem nachfolgenden Straffeldzug besiegte die Römer die Galater und nahmen 40.000 von ihnen gefangen. Aber auch Rom entdeckte später ihre Nützlichkeit. so dass die Galater auch unter Roms Vorherrschaft bis in das 1.Jrh.v.Chr. weiter eine entscheidende Macht in Kleinasien blieben.
Der Niedergang der keltischen Macht
Als die Römer während der Punischen Kriege die Iberische Halbinsel eroberten, hielt sich das Oppidum Numantia am längsten und wurde schließlich im Jahr 133 v.Chr. vom römischen Feldherrn Scipio eingenommen. Im letzten Jahrhundert vor Christus wendete sich das Blatt auch in Italien wieder zugunsten der Römer. Dem zunehmenden Druck germanischer Plünderungszüge ab dem 1.Jhr.v.Chr. hielten die keltischen Oppida auf Dauer nicht stand. In der Folgezeit gingen viele große Keltenstädte dort verloren. Wie zur Zeit der großen Wanderungen verödete das Land, so daß die Römer bei der Eroberung des Voralpenlandes im Jahr 15 v.Chr. leichtes Spiel hatten. Die Römer hatten mit der Zeit herausgefunden, wie sie die an Körpergröße, Wildheit und Reitkunst überlegenen Kelten besiegen konnten, nämlich mit der Disziplin ihrer Legionen und speziell entwickelten Speeren, die die Schilde der keltischen Horden durchbohren konnten. So wurde Norditalien schnell zurückerobert und die dort lebenden Kelten als Provinz Gallia cisalpina dem römischen Reich einverleibt und romanisiert.
Römerzeit (15 v.Chr. - 500 n.Chr.)
Die Eroberung Galliens und Britanniens
Die größten Erfolg gegen die Kelten hatte der römische Prokonsul Gaius Julius Cäsar. Von 58 bis 52 v.Chr. eroberte er das gesamte linksrheinische Gebiet bis zur Nordsee. Daraus wurden mehrere römische Provinzen. Besonders bekannt wurde die Schlacht der Römer gegen den Keltenführer Vercingetorix um das Oppidum Alesia.
Der römische Doppelring um Alesia
Im Jahre 52 v. Chr. belagerte Julius Cäsar die Armee des Vercingetorix, die sich in Alesia eingeschlossen hatte. Cäsar ließ einen doppelten Befestigungsring um Alesia ziehen. Der innere Ring machte den hungernden Eingeschlossenen die Flucht unmöglich, der äußeren Ring hielt die anrückende gallische Hilfsarmee von rund einer Viertelmillion Soldaten von Alesia fern. Zwischen beiden Ringen verschanzten sich die Römer und wehrten mehrere Durchbruchversuche erfolgreich ab. Außerdem ließ Cäsar die umliegenden Brunnen vergiften, so daß die gallischen Hilfstruppen nach wenigen Tagen in bedenklichen hygienischen Verhältnissen campierten. Hunger und Krankheiten trieben die undisziplinierte Übermacht wieder auseinander, obwohl sie zahlenmäßig den Römern weit überlegen waren. Vercingetorix ergab sich schließlich und wurde sechs Jahre später in einem Triumphzug durch die Strassen Roms geführt und anschließend erdrosselt.
43 n.Chr. erreichten die Römer endgültig Britannien und eroberten es vor allem durch die Hilfe von germanischen Hilfstruppen. Sie drangen bis nach Schottland vor. Unter der keltischen Königin und Druidin Boudicca leisteten die Keltenvölker erbitterten Widerstand. Im Jahre 60 n.Chr. konnten sie noch für kurze Zeit den Hafen von London zurückerobern. Aber schon ein Jahr später kamen bei Colchester (Camulodunum) 80 000 Kelten um. Ein Teil der Bevölkerung blieb trotz der römischen Besatzung und wurde romanisiert, d.h. sie übernahmen die römische Lebensart. Die Römer konnten etwa ein Drittel der britischen Inseln erobern. Irland, die Insel Man, Wales und die schottischen Highlands konnten sich verteidigen.
Caesars Eroberrungsfeldzüge in Gallien
Die Romanisierung der eroberten Gebiete
Nach 46 v.Chr. begann Caesar Veteranen in Südgallien anzusiedeln und überall Militärstädte zu gründen (wie Arelas/Arles, Vienna/Vienne). Unter Kaiser Augustus wurde die Romanisierung Galliens dann erheblich beschleunigt. Vor allem im Süden Galliens blühten immer mehr gallo-römischen Städte (wie Nemausus/Nimes, Arausio/Orange oder Lugdunum/Lyon) auf. In den Jahren 30/29 v.Chr. werden Aufstände der Treverer, Moriner und Aquitaner niedergeschlagen. Kaiser Augustus weilt 27 v.Chr. in Gallien, um die Provinz neu zu ordnen (es enstehen die Provinzen Aquitania, Gallia Lugdunensis und Gallia Belgica). A.Terentius Varro Murena fällt in das Aostatal ein und greift im Jahre 25 v.Chr.den Stamm der Salasser an. 40.000 Salasser, darunter 32.000 Frauen, Kinder und Greise und 8000 waffenfähige Männer, wurden erschlagen oder in die Sklaverei verkauft. Der Stamm der Salasser erlischt. In Aosta wird die Kolonie Colonia Augusta Praetoria gegründet, um die römische Herrschaft über die Passroute über den Alpis Graia (Kleinen St. Bernhard) zu sichern. Im gleichen Jahr schlägt der Befehlshaber in Gallien, M.Vinicius einen Einfall rechtsrheinischer Germanen zurück. Im Jahre 16 v.Chr. fallen römischen Truppe unter Drusus und Tiberius ins Alpenvorland ein. Die Stämme Raeter, Vindeliker, Wallisser, Uberer, Seduner, Nantuaten und Veragrer werden in diesem Alpenfeldzug unterworfen. Die Pass-Strasse über den mons Poeninus ( Grosser St. Bernhard) wird nun von den Römern kontrolliert. Mehr als zwei Jahrhunderte lang prägte nun Frieden das südliche Gallien und es gedieh zu einer sehr wohlhabenden Provinz. In Britannien erreichte die römische Ausdehnung im 1.Jrh. ihren größten Umfang. Die Verwaltung der Provinz Britannia wurde vom alten oppidum Camulodunum (Colchester) schon bald nach Londinium (London) verlegt. Allerdings erreichten die römischen Städte in Britannien nie die Größe der gallo-römischen Städte und brachten auch nicht so prachtvolle Monumentalbauten wie diese hervor.
Nachrömische Phase (ab 500)
Ende des 4. Jahrhunderts drohte Rom durch den Ansturm der Völkerwanderungen zu fallen. Deshalb wurden die römischen Truppen aus Britannien zum Schutz Italiens zurückgerufen. In der Folge konnte die nichtromanisierten Kelten insbesondere aus Irland wieder in den Süden Britanniens einwandern und sich mit den dort lebenden romanisierten Kelten vermischen. Aber auch aus Schottland drängte ein keltisches Volk heran, die Pikten. Das Jahr 449 brachte eine Entscheidung, die das Schicksal ganz Britanniens bis in unsere Zeit beeinflusst. Waltigan aus Wales hatte Mühe, die keltischen Gebiete gegen die Pikten zu halten und holte sich zur Verstärkung die Angelsachsen ins Land. Er heiratete die Tochter des Angelsachsen-Führers Hengist und überschrieb ihm im Gegenzug das Königreich Kent. Ende des 5. Jahrhunderts erschien in Cornwall ein Keltenführer, unter dem sich die keltischen Briten noch einmal aufbäumten und nach einer gewonnenen Schlacht schien sich das Blatt wieder zu wenden. Die Ausbreitung der Angelsachsen kam zum Stillstand. Doch die keltische Überlegenheit sollte nur ca. 50 Jahre dauern. Mitte des 6. Jh. waren die Angelsachsen schon wieder auf dem Vormarsch und sind es bis heute geblieben.