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Oberflächenwasser und Wasserbevorratung

In griechischen Gefälleleitungen wurde überwiegend Quellwasser transportiert. In römischer Zeit griff man zusätzlich auch auf Oberflächenwasser aus Flüssen, Bächen, Seen oder künstlichen Talsperren zurück.

Flussableitungen (Wehre)

Flussableitung bei Segovia (Spanien)

Bekannt sind Flussableitungen für Leitungen nach Rom, Trier, Aix-en-Provence, Side oder auch Segovia. Die Römer errichten dazu Wehre, die das Wasser aufstauten, um es dann in den Wasserkanal abzuleiten. Um Beschädigungen und Verstopfungen in den Wasserleitungen zu vermeiden, wurde das Wasser am Ableitungsbauwerk mittels Rechen von groben Schwebmaterialien befreit. Bei Wartungsarbeiten konnte die Ableitung durch ein Schütz verschlossen werden und das Wasser floss über ein Streichwehr ab. Dieses Streichwehr führte aber auch im Fall von Hochwasser das überschüssige Wasser ab.

Bildquelle: Klaus Grewe - "Planung und Trassierung römischer Wasserleitungen", Verlag Chmielorz GmbH

Staudämme

Staumauer bei Muro (Portugal)

Völlig zu Unrecht sind die römischen Staudämme weniger bekannt, obwohl sie außerhalb Italiens sehr zahlreich vorhanden waren, wie die vielen Überreste (vor allem in Spanien und Portugal) eindrucksvoll beweisen. Sie speicherten das Wasser in Zeiten des Überangebot und konnte es zu Dürrezeiten wieder abgeben. Dieses Wasser diente sowohl zur Trinkwasserversorgung als auch zur Bewässerung für die Anbauflächen von römischen Landgütern, den sogenannten villa rustica. Alle bekannten römischen Staumauern waren sogenannte Gewichtsstaumauern. Die erste Staumauer bauten die Römer bei Sublacus (Sublaqueum), heute Subiaco im Latium am Fluss Aniene (lateinisch Anio). Die gerade Staumauer bestand aus Mauerwerk und hatte eine Höhe von 40 m, eine Breite von 13,5 m und eine Länge von 80 m. Sie blieb zusammen mit zwei anderen, kleineren ähnlichen Bauwerken in der Nähe die einzige in ganz Italien. Gebaut wurde sie unter dem Kaiser Claudius (41-54). Der Stausee versorgte dann eine Villa des Kaisers Nero (54-68) und drei kleinere Vergnügungsseen mit Wasser. Später speiste sich auch der Aquädukt Anio Novus aus diesem Stausee.

Zisternen

Diese Anlagen sind oft nicht so spektakulär wie die teils mächtigen Aquädukte. Daher stehen sie oft im Schatten dieser Bauten. Tatsächlich waren sie aber sehr weit im antiken Raum verbreitet und dienten überall dort, wo Quellen oder Flüsse nicht verfügbar waren, eine Anbindung daran zu kostspielig war oder der Grundwasserspiegel für Brunnen zu tief lag, zum Auffangen und Sammeln vorwiegend von Regenwasser.

Prinzip eines impluvium mit darunterliegender Zist

Die einfachste Art, das Regenwasser aufzufangen, war dies von den Hausdächern abzuleiten und zu sammeln. Die griechischen und römischen Häuser mit ihren Innenhöfen, Atrien und Peristylen eigneten sich hinsichtlich ihrer Grund- auf Aufrisse besonders gut zum Sammeln von Regenwasser. Vielleicht trug auch genau dieser Aspekt mit zur Entwicklung dieses Haustyps in seiner ähnlichen Form bei Griechen und Römern bei. Über die relativ flachen und zum Innenhof geneigten Dächer lief das Regenwasser direkt, über Wasserspeier oder durch Rinnen und Rohre in den unteren Hofraum in das sogenannte impluvium. Durch dieses Becken im Fußboden floss das Wasser dann über vorgelagerte Senkkästen oder Absetzbecken (zur Reinigung) in unterirdische Zisternen. Im Gegensatz zu den vielfältigen Hofzisternen in Häusern aus römischen Zeit gehörten Zisternen im antiken Griechenland aber noch nicht zur Standardausstattung eines Privathauses.

Neben den Privathäusern waren auch gewerbliche Häuser, öffentliche Gebäude oder Tempel häufig mit Zisternen verbunden. Diese waren dabei fast ausschließlich unterirdisch angelegt, um das Wasser vor Erwärmung, Verschmutzung oder sonstigen Einflüssen besser zu schützen. Man kann hierbei zwischen unausgemauerten und ausgemauerten Zisternen unterscheiden. Letztere treten verstärkt in römischer Zeit auf. Anfangs wurden die Zisternen zur Schutz gegen Versickerung zusätzlich verputzt, später bestand der Verputz aus opus signinum und zusätzlich wurde der Boden mit Estrich (pavimentum testaceum) versehen. Die Entnahme des Wasser aus verschließbaren Öffnungen erfolgte genau wie bei den Brunnenanlagen.

Reservoire

Das durch Leitungen herbeigeführte Wasser wurden zu folgenden Zwecken in Reservoiren gespeichert:

  • Reinigung des Wasser
  • Aufteilung der Wasservorräte
  • Vorratshaltung von Wasser

Yerebatan Sarayi in Istanbul (Türkei)

Im Gegensatz zu den Zisternen sind die Reservoire keine eigenständigen Wasserbauwerke. So konnten Wasserleitungen mit einem Reservoire als Abschluss ausgestattet sein, mussten es aber nicht. Darin liegt auch der wesentliche Unterschied zwischen griechischen und römischen Wasserleitungen. Fast alle griechischen Leitungen endeten in einer Krene (einem Brunnenhaus) als Entnahmestelle. Ausnahmen sind lediglich das Reservoire in Megara sowie vermutete Reservoire am Ende der Leitungen bei Agrigent (Akragas) und einer Leitung in Syrakus. Bei römischen Wasserleitungen gehörte Reservoire am Ende eher zum Standard. Für neun der elf Leitungen nach Rom sind Endreservoire und Verteileranlagen belegt. Die beiden älteren Leitungen Aqua Appia und Anio Vetus hatten wie die griechischen Leitungen kein Endreservoir. Die meisten der großen Reservoire befanden sich an den Endpunkten von Leitungen zu römischen Thermen, da diese einen enormen Wasserverbrauch zu decken hatten. Die beiden größten heute noch bekannten Reservoire der römischen Welt waren das sogenannte Yerebatan Sarayi in Konstantinopel sowie das Reservoire der Caracalla-Thermen mit einem Fassungsvermögen von jeweils ca. 80.000 m3. Die späteren kaiserzeitlichen Reservoire zur Versorgung von Thermen hatten oft ein Fassungsvermögen um die 10.000 m3, wie zum Beispiel bei den Trajans-Thermen. Insbesondere aus dem Bereich des römischen Nordafrika sind größere Leitungsreservoire bekannt, wie bei Karthago mit 30.000 m3.