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Wasserentsorgung

Schmutz- und Brauchwasserentsorgung

Cloaca Maxima in Rom (I)

Während der gesamten Antike wurde Brauch- und Schmutzwasser ungereinigt in den natürlichen Wasserkreislauf zurückgeführt. Das funktionierte nur solange, wie die Selbstreinigungskraft der Flüsse, Seen und Meere nicht überschritten wurde. Genau das war aber im kaiserzeitlichen Rom mit seiner Entsorgung in den Tiber der Fall. Bereits im 4.Jrh.v.Chr. wurde von etruskischen Ingenieuren die Cloaca Maxima in Rom erbaut, um das Schmutzwasser in den Tiber abzuleiten. Die Kenntnisse der etruskischen Wasserbautechniker wurden nachfolgend von den Römern übernommen und weiterentwickelt. In den Jahrhunderten danach entstand daraus ein ganzes Netz von Abwasserleitungen, an die sowohl Regeneinleitungen als auch die öffentlichen Toiletten angeschlossen waren. Nach diesem Vorbild wurden auch andere Städte im gesamten römischen Imperium mit einer Abwasserentsorgung versehen. Aber längst nicht alle Häuser waren an die Kanalisation angeschlossen.

Eine Alternative bestand dann in der Benutzung der öffentlichen Latrinen gegen ein kleines Entgelt. Wer sich dieses Entgeld nicht leisten konnte oder wollte musste auf die Benutzung von Nachttöpfen zurückgreifen, die in Senkgruben, in Sammelfässern in den Treppenaufgängen der Mietshäuser oder in den Einläufen zu der zentralen Kanalisation ausgeschüttet wurden. Allerdings berichtet unter anderem auch der römische Satirendichter Juvenal davon, dass das Ausschütten der Nachttöpfe aus den Fenstern auf die Strasse und damit auch über die Passanten ein ständiges Ärgernis war:

"... Betrachte jetzt noch andere verschiedenartige Gefahren der Nacht: wie hoch die Häuser sind, von denen dir ein Dachziegel auf den Schädel fällt, wie oft man leckes oder gesprungenes Gefäß aus dem Fenster wirft ... Begnüge dich also mit der kläglichen Hoffnung, dass man wenigstens nur den Inhalt flacher Becken auf dich ausleert."

Antike Wasserentsorgung

Querschnitt durch eine Stadtstrasse mit beidseitigen Einläufen und Abwasserkanälen.

Die antiken Kanalisationen staffeln sich in maximal vier Stufen mit einer noch heute gültigen Rangordnung. Es beginnt mit den Anfangskanälen zum Anschluss der Gebäude (1. Ordnung), die in die Straßenkanäle (2.Ordnung) münden. Diese gehen über in Hauptkanäle (3. Ordnung) und schließlich in die Hauptsammelkanäle (4.Ordnung), die beide aber nur in größeren Städten nötig waren.

Regenwasserentsorgung

Gullideckel im antiken Ostia (I)

Die Regenwasserentsorgung wurde über viele Jahrhunderte unabhängig von der Schmutzwasserentsorgung durchgeführt. In Städten mit felsigem Untergrund wurde das Oberflächenwasser über in das Gestein gehauene Rinnen abgeführt. Ansonsten wurden Steinrinnen verlegt. Diese findet man vielfach umlaufend um griechische Tempeln, wie auch bei zahlreichen Tempeln in Olympia. Neben der gesonderten Entsorgung von Regenwasser entwickelte man in griechischer Zeit Mischsysteme für die gemeinsame Entsorgung von Regen- und Schmutzwasser. In römischer Zeit hatten die Stadtstrassen daher zu beiden Seiten große Öffnungen zur Kanalisation (siehe obige Grafik) als Einläufe für das Regenwasser.

Zusätzlich gab es aber auch ebenerdige Wassereinläufe versehen mit Gullydeckeln, die den heutigen vom Aussehen schon sehr nahe kamen. Sehr schöne Beispiele dafür finden man im antiken Ostia bei Rom. Alle diese Öffnungen zur Kanalisation stellten aber auch eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung dar. Um dieses Problem abzumildern, wurde Wasser aus den Aquädukten auch zum ständigen Spülen der Kanalisation verwendet.