Germania Inferior und Superior
Übersicht
Sehr wahrscheinlich war die geplante neue Provinz Germania im ausgehenden 1.Jrh.v.Chr. kein zusammenhängendes Territorium, das die Römer als komplett unterworfen ansehen konnten, sondern einzelne strategische Punkte. Endgültig nach der Varusschlacht 9.n.Chr. wurde der Plan aufgegeben, Germanien bis zur Elbe zu unterwerfen und zur römischen Provinz zu machen. Seit den Feldzügen des Tiberius (4-6) galt Germania als tributpflichtige Provinz. Tiberius war es auch, der den Rhein und die Donau zur Grenze des Imperiums machte. Domitian (81 - 96 n. Chr.) fasste dann den Plan zu einer zusammenhängenden Grenzbefestigung vom Rhein zur Donau, dem Limes.
Wichtigste Städte
- Colonia Agrippina (Köln D)
- Mogontiacum (Mainz D)
- Traiectum ad Mosam (Maastricht NL)
- Ulpia Noviomagus (Nijmegen NL)
- Colonia Augusta Raurica (Augst CH)
- Colonia Ulpia Trajana (Xanten D)
- Aventicum (Avenches CH)
- Vindonissa (Windisch CH)
Germania Inferior (Niedergermanien)
Hafentempel von Xanten
Germania Inferior war westlich des Rheins gelegen. Sie umfasste Teile der heutigen Niederlande und des nordwestlichen Deutschland. Die Hauptstadt der Provinz war Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln). Die dem Oberkommando des Statthalters unterstehenden Legionen der Provinz Niedergermanien hatten ihre Lager bei Xanten (Vetera II) und Bonn. In Köln waren keine Legionen stationiert, dafür aber die römische Rheinflotte und die Garde des Statthalters.
Lage und Größe der Provinz Germania Inferior
(Quelle: wikipedia)
Germania Superior (Obergermanien)
Die zweite germanische Provinz umfasste Teile der Schweiz, Frankreichs und des südwestlichen Deutschlands. In der Antike grenzte sie im Norden an die Germania Inferior, im Osten an die Gallia Belgica und Gallia Lugdunensis, im Südwesten an die Gallia Narbonensis und im Südosten an die Raetia. Der Statthaltersitz der Provinz war Mogontiacum, das heutige Mainz. Auch in dieser Provinz waren starke römische Truppen stationiert. So waren Legionen in Mainz/Mogontiacum, Straßburg/Argentorate und zeitweise Windisch/Vindonissa stationiert, außerdem Hilfstruppen am obergermanischen Limes.
Lage und Größe der Provinz Germania Superior
(Quelle: wikipedia)
16 - 13 v.Chr. | Ober- und Niedergemanien werden im Zuge der Neuordnung Galliens durch Augustus zu selbständigen Militärbezirken geführt von Legaten |
17 v.Chr. - 17 n.Chr. | Kampf zwischen Römern und Germanischen Stämmen um Germanien und Rückzug hinter die Rheinlinie. |
50 | Agrippina die Jüngere, 15 n.Chr. im Oppidum Ubiorum geboren, erreicht bei ihrem Onkel und Ehemann Kaiser Claudius, dass Köln zu einer Kolonie römischen Rechts erhoben wird. Köln führt fortan den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA). |
69 | Im krisengeschüttelten Vierkaiserjahr wird der Statthalter Vitellius in Köln zum Kaiser ausgerufen. Er unterliegt Vespasian, der sich als Kaiser durchsetzt, die flavische Dynastie gründet und damit die Krise beendet. |
69 / 70 | Der Bataveraufstand erschüttert die Provinz. |
83 - 85 | Kriege gegen die rechtsrheinischen Chatten. In der Folge wird die Grenze in die Wetterau und im den Taunus vorverschoben. In diesen Jahren werden auch die beiden germanischen Provinzen gegründet. |
um 89 | Köln wird zur Hauptstadt der Provinz Niedergermanien. An der rheinseitigen Stadtmauer wird der Palast des Statthalters von Niedergermanien gebaut, das Praetorium. |
um 100 | Abzug der Legionen aus Noviomagus (Nijmegen) an die untere Donau. Xanten wird unter dem Namen Colonia Ulpia Traiana zu einer Kolonie römischen Rechts erhoben. |
256 / 257 | Ein Einfall der Franken (eines Zusammenschluß rechtsrheinischer Stämme) beendet eine fast 250jährige Friedenszeit in dieser Provinz. |
259 | Gallisches Sonderreich. Postumus gründet in Köln ein vom Kaiserreich unabhängiges römisches Reich, das erfolgreich die Rheingrenze gegen die Germanen verteidigt. |
270 - 275 | Die abtrünnigen Gebiete werden unter Aurelianus wieder dem Reich eingegliedert. |
ab 276 | Viele Kastelle im Norden der heutigen Niederlande werden aufgegeben. |
284 - 305 | Durch die Verwaltungsreform unter Diocletian ensteht die neue Provinz Germania II. |
310 | Kaiser Konstantin läßt in Köln die erste feste Rheinbrücke von den Soldaten der XXII.Legion errichten. Der rechtsrheinische Brückenkopf wurde durch das Kastell Divitia (Köln Deutz) gesichert. |
313 - 337 | Unter Konstantin wird die verbliebene Grenzlinie verstärkt. |
355 | In diesem Jahr erhob sich der fränkische Heeresmeister Silvanus, der die Aufgabe hatte, die römische Grenzverteidigung in Germanien zu organisieren, in Köln zum Kaiser. Aber bereits kurz danach wurde er ermordet. Die Franken nutzten das dadurch entstandene Machtvakuum und eroberten noch im gleichen Jahr das römische Köln. Die Stadt wurde geplündert, verwüstet und teilweise zerstört. |
356 | Bereits ein Jahr später gelang es dem Feldherrn Julian Apostata (ab 360 auch Kaiser), die Franken zu besiegen und wieder aus dem Niederrheinland zu vertreiben. Er ließ das verwüstete Köln teilweise wiederaufbauen und reorganisierte die Grenzverteidigung. |
364 - 375 | Ausbau neuer Grenzfestungen unter Kaiser Valentinian. |
455 | Das römische Köln wird von den Franken erneut erobert, die sich dort dauerhaft niederlassen. |
4. - 5.Jrh. | Einfälle verschiedener Germanenstämme verwüsten immer wieder das Rheinland und schwächen die römische Herrschaft. Aber für die Landnahme durch die Franken gib es in dieser Provinz im Gegensatz zu Germania Superior kein exaktes Datum. Es war wohl eher ein fließender Übergang. So wurden die verbliebenen Römer langsam germanisiert, so dass sich die Grenzen allmählich verwischten. |
83 - 85 | Gründung der Provinz |
um 100 | Abzug der Legionen aus Vindonissa (Windisch/Brugg) an die untere Donau. |
162 | Einfall der Chatten. |
170 | Erneuter Chatten-Einfall |
185 / 186 | In diesen Jahren hatten sich unter der Führung eines Maternus desertierte Soldaten und befreite Gefangene zu umherziehenden Banden zusammengeschlossen, die schließlich das Legionslager Argentorate (Straßburg) belagerten. Aber sie unterlagen den römischen Truppen. |
213 | Die Alamannen rückten von der mittleren Elbe bis in das Vorfeld des Limes vor, konnten jedoch von Kaiser Caracalla mit einem großen Truppenaufgebot in einer Schlacht nahe des Mains besiegt werden. |
222 - 235 | Ansiedlung erster landsuchender Alamannen unter Kaiser Severus Alexander im Hinterland des Limes. |
233 | Die Überfälle der Alamannen am Limes begannen sich zu häuften. |
254 - 260 | Aufgabe des Limes und Eroberung der letzten besetzten Kastelle (nachdem zuvor die meisten Militäranlagen von den Römern selbst zerstört worden waren. Die Grenze wurde hinter die Flüsse Rhein, Iller und Donau zurückgenommen. |
4. - 5.Jrh. | Fortschreitende Germanisierung. Diese Entwicklung ging auch am Militär nicht vorbei und man findet auch immer mehr Offiziere germanischer Herkunft. |
401 / 402 | Das Ende der römischen Präsenz wurde mit dem Abzug der römischen Grenztruppen unter General Stilicho (er war vandalischer Herkunft) eingeläutet. |
406 | Überschreitung des Rhein durch Alanen, Sueben und Vandalen bei Mainz. Nach und nach wurden auch die linksrheinischen Gebiete sowie weite Gebiete Galliens von verschiedenen Germanenstämmen besetzt und römische, germanische und christliche Elemente verschmolzen miteinander. |